XV. 28.
Es findet sich also in uns, ich möchte sagen, eine gewisse belehrte Unwissenheit, belehrt jedoch vom Geiste Gottes, der unserer Schwachheit zu Hilfe kommt. Denn nachdem der Apostel gesagt hat: „Wenn wir hoffen, was wir nicht sehen, so erwarten wir in der Geduld“, fügt er bei: „So kommt auch der Geist unserer Schwachheit zu Hilfe. Denn worum wir bitten sollen, wie es notwendig ist, wissen wir nicht; der Geist selbst aber bittet für uns mit unaussprechlichen Seufzern. Der aber die Herzen durchforscht, weiß, was der Geist beabsichtigt; denn er ist nach gottgefälliger Weise Fürsprecher für die Geheiligten“1. Das darf man nicht so verstehen, S. 519 als ob wir glauben würden, der göttliche Heilige Geist, der in der Dreifaltigkeit unwandelbarer Gott ist, ein Gott mit dem Vater und mit dem Sohne, bitte für die Heiligen wie jemand, der nicht ebenso hoch steht wie Gott selbst. Es heißt vielmehr: „Er bittet für die Heiligen“, weil er die Heiligen zum Gebete antreibt, wie es auch heißt: „Es versucht euch der Herr, euer Gott, damit er wisse, ob ihr ihn liebet“2, das heißt damit er es euch wissen lasse. Er bewirkt also, daß die Heiligen mit unaussprechlichen Seufzern beten, indem er ihnen Sehnsucht einflößt nach jenem herrlichen, noch unbekannten Gute, das wir in Geduld erwarten. Denn wie könnte dies ausgesprochen werden, da man ersehnt, was man nicht kennt? Wenn es aber ganz unbekannt wäre, so würde man sich nicht danach sehnen, und umgekehrt, wenn man es sähe, so würde man sich nicht danach sehnen und es mit Seufzen suchen.