16.
Wer sich solche Tätigkeit mit vernünftiger Unterscheidung auserwählt, der ist klug; wer sich davon durch keine unangenehme Erfahrung abbringen läßt, der ist starkmütig; läßt er sich durch keine Lust davon abbringen, so ist er mäßig, durch keine Selbstüberhebung, so ist er gerecht. Diese Tugenden werden uns verliehen durch die Gnade Jesu Christi, des göttlichen Vermittlers beim Vater, der als Mensch unter uns weilte und durch den wir im Geiste der Liebe mit Gott versöhnt werden, nachdem wir infolge der Sünde seine Feinde gewesen sind; und mit diesen von Gott verliehenen Tugenden führen wir jetzt ein gutes Leben und erlangen später dessen Lohn, nämlich das glückselige Leben, das nur das ewige sein kann. Hier auf Erden werden diese Tugenden geübt, dort zeigt sich ihre Wirkung; hier kosten sie Mühe» dort empfangen sie Lohn; hier sind sie unsere Pflicht» dort Siegespreis. Darum werden alle Guten und Heiligen, die auch in allen möglichen Qualen durch die göttliche Hilfe unterstützt werden, wegen der Hoffnung auf diese Vollendung „Selige“1 genannt, obwohl sie erst in dieser Vollendung selig sein werden. Denn wenn sie sich mit allen möglichen Tugenden auch immer in diesen Qualen und schrecklichen Schmerzen befänden, so könnte doch niemand mit gesunder Vernunft bezweifeln, daß sie unglücklich seien.
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Der Ausdruck ‚beati‘ wurde in der Zeit der Kirchenväter häufig als Beiwort für geistliche und fromme Personen angewandt. ↩