15.
Denn wenn wir sagen, der Glaube sei vorausgegangen und in ihm liege, was die Gnade verdient, welches Verdienst hatte dann der Mensch vor dem Glauben, wodurch empfing er ihn? Denn was hat er, das er nicht empfangen hätte? Hat er es aber empfangen, was rühmt er sich, gleich als hätte er es nicht empfangen? Denn wie er Weisheit, Verstand, Rat, Stärke, Wissenschaft, Frömmigkeit, Gottesfurcht nicht hätte, wenn er nicht nach dem Ausspruch des Propheten1 den Geist der Weisheit und des Verstandes, des Rates und der Stärke, der Wissenschaft, Frömmigkeit und Gottesfurcht empfangen hätte — wie er weiter Tugend, Liebe, Enthaltsamkeit nicht hätte, wenn er nicht den Geist empfangen hätte, von dem der Apostel schreibt: „Denn ihr habt nicht empfangen den Geist der Furcht, sondern den Geist der Tugend, der Liebe und der Selbstbeherrschung“2, so hätte auch niemand den Glauben, wenn er nicht den Geist des Glaubens empfangen hätte, von dem derselbe Apostel sagt: „Da wir aber denselben Geist des Glaubens haben, wie geschrieben steht: ,Ich glaubte, darum redete ich’3, so glauben auch wir, und darum reden wir“4. Daß wir ihn aber nicht durch ein Verdienst S. 690 erlaugt haben, sondern durch die Barmherzigkeit dessen, der sich „erbarmt, wessen er will“, zeigt er ganz deutlich, wenn er von sich selbst sagt: „Ich habe die Gnade erlangt, treu zu sein“5.