Inhalt
S. 160 Dieses Buch bildet den eigentlichen zweiten Teil der ganzen Abhandlung und will über die Darstellung der aus dem Studium der heiligen Schriften gewonnenen Gedanken belehren, ohne eine eigentliche theoretische Unterweisung in der Rhetorik geben zu wollen. Immerhin kann diese Kunst brauchbare Hilfe im Dienste der Weisheit leisten (1—3). Bei der eigentümlichen Aufgabe des christlichen Lehrers ist Weisheit notwendiger als Beredsamkeit: in der Heiligen Schrift ist beides wohl gemischt. Das Hauptbestreben der praktischen christlichen Beredsamkeit gehe auf Klarheit; Anmut braucht man daneben nicht zu verachten (4—11). — Die Aufgabe des weltlichen wie des christlichen Redners besteht darin: zu belehren, zu ergötzen und zu bewegen. Dieser dreifachen Aufgabe entspricht im allgemeinen auch ein dreifacher Stil: der niedere, der gemäßigte und der erhabene Stil; eine mechanische Anwendung jedes einzelnen Stiles ist aber zu vermeiden. Der hl. Augustinus gibt sodann Proben für die einzelnen Stilgattungen aus der Heiligen Schrift und aus den Werken einzelner Väter (12—27).
Das Bestreben des christlichen Redners, mit Verständnis, Interesse und mit bereitwilligem Gehorsam gehört zu werden, muß seine stärkste Stütze in seinem sittlichen Verhalten haben, da nur ein guter Mann auf Ansehen bei seinen Zuhörern zu rechnen hat. Der christliche Prediger trachtet daher mehr nach Wahrheit als nach schönen Worten und verschmäht es unter Umständen nicht einmal, die Predigten besserer Redner zu gebrauchen. Eines seiner Hauptmittel zur Erzielung eines gedeihlichen Erfolges ist das Gebet (28—311).
Vgl. J. Pschmadt, Des hl. Augustinus Gedanken zur Theorie der Predigt im vierten Buche der Doctrina christiana („Theologie und Glaube“ 8 [1916] 830—841). ↩
