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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Augustin d'Hippone (354-430) Vier Bücher über die christliche Lehre (BKV)
2. Buch

21. Kapitel: Von dem Aberglauben der Astrologen (mathematici)

32. Von dieser Art des verderblichen Aberglaubens sind auch jene Leute nicht freizusprechen, die man deswegen, weil sie betreffs der Geburtstage ihre Beobachtungen anstellen, „Geburtswahrsager“, jetzt aber gewöhnlich Astrologen nennt1. Das ist ja wahr, daß sie die wirkliche Stellung der Gestirne zur Zeit der Geburt aufspüren und manchmal auch tatsächlich auffinden, aber sie befinden sich doch im Irrtum, weil sie sich anheischig machen, aus dieser Stellung entweder unsere Handlungen oder deren Erfolge vorherzusagen, und weil sie so an unwissende Menschen einen unwürdigen Knechtesdienst verkaufen. Denn jedermann, der als freier Mann zu den Astrologen kommt, zahlt eigens dazu Geld, um als Knecht des Mars, der Venus oder vielmehr aller Gestirne hinwegzugehen. Den Gestirnen haben jene, die zuerst irrten und ihren Irrtum der Nachwelt S. 79wieder weitergaben, entweder wegen der Ähnlichkeit der Gestalt die Namen von Tieren oder, um Menschen zu ehren, die Namen von Menschen gegeben. Darüber darf man sich auch gar nicht wundern: haben ja doch die Römer in der uns näher liegenden neueren Zeit noch den Versuch gemacht, den Lucifer genannten Stern dem glorreichen Namen des Cäsar zu weihen2, und vielleicht wäre dieses auch geschehen und wäre dieser Name auf die spätere Nachwelt übergegangen, wenn nicht seine Urahnin Venus dieses Namensgut schon früher in Besitz genommen hätte; und die würde doch ohne alles Recht ein Gut auf ihre Nachkommen vererben, das sie selbst bei ihren Lebzeiten nicht besaß und nicht zu besitzen verlangte. Freilich, wenn ein Ort noch herrenlos und noch nicht für die Ehre früherer Toten in Besitz genommen war, so geschah, was in diesen Fällen immer zu geschehen pflegt: für die Monate Quintilis und Sextilis sagen wir heute Juli und August, und zwar heißen wir diese Monate so zu Ehren des Julius Cäsar und des Kaisers Augustus. Aus dem Gesagten kann jedermann leicht erkennen, daß früher die Gestirne ohne diese Namen am Himmel umhergewandert sind. Als aber jene Menschen gestorben waren, deren Andenken zu ehren man entweder von königlicher Gewalt gezwungen oder von der eigenen Torheit veranlaßt wurde, da legte man ihre Namen den Sternen bei und glaubte, man erhebe damit diese Menschen selbst bis in den Himmel. Mögen diese Gestirne aber nun von den Menschen genannt werden, wie sie wollen, sie sind doch Gestirne, die Gott nach seinem Wohlgefallen geschaffen und geordnet hat, mit einer ganz bestimmten Bewegung, die den Unterschied und den Wechsel der Zeiten bewirkt. Es ist nun ein Leichtes die Bewegung der Gestirne zur Zeit der Geburt eines Menschen anzugeben; man braucht sich nur an die schon längst gefundenen und schriftlich aufgezeichneten Regeln derjenigen Gelehrten zu halten, welche die Heilige Schrift mit folgenden Worten verurteilt: Wenn sie schon einmal so gescheit sein konnten, daß sie sich auf die Berechnung der S. 80Zeiten verstanden, warum haben sie denn dann nicht auch gleich den Herrn der Zeiten gefunden, was doch viel leichter wäre3?


  1. Die Mathematici, die bei den Kirchenvätern als eine gefährliche Art von abergläubischen Menschen oft erwähnt werden, sind das, was wir Astrologen heißen. ↩

  2. Vgl. Verg. Eclog. 9, 47. ↩

  3. Weish. 13, 9. ↩

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