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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Augustin d'Hippone (354-430) Vier Bücher über die christliche Lehre (BKV)
2. Buch

31. Kapitel: Der Wert der kunstgemäßen Dialektik

48. Es bleiben uns jetzt nur noch jene Kenntnisse übrig, die nicht in das Gebiet der Sinneswahrnehmung S. 93fallen, sondern dem Denkvermögen der Seele angehören, wo die Wissenschaft der Dialektik und der Mathematik herrscht. Die Wissenschaft der Dialektik trägt zur Erfassung und Lösung aller in der Heiligen Schrift auftauchenden Fragen sehr viel bei: man hat sich jedoch vor Streitsucht und vor dem knabenhaften Prunken mit dem Täuschen des Gegners zu hüten. Denn es gibt viele sogenannte Sophismen, das heißt falsche logische Schlußfolgerungen, die sehr häufig den richtigen so täuschend nachgemacht sind, daß sie nicht bloß langsam begreifende Köpfe, sondern sogar scharfsinnige Männer täuschen, wenn sie nicht sehr achtsam sind. So stellte z. B. einer einem seiner Gegner gegenüber folgenden Obersatz auf: „Was ich bin, das bist du nicht.“ Der erklärte sich damit einverstanden; denn zum Teil war der Satz ja ganz richtig. Doch war dabei jener ein hinterlistiger, dieser aber ein argloser Mensch. Jener fuhr also fort: „Ich bin aber ein Mensch.“ Und als auch dieser Untersatz von seinem Gegner angenommen worden war, da machte er folgenden Schluß: „Dann bist also du kein Mensch.“ Diese Art von verfänglichen Schlüssen weist meines Erachtens die Heilige Schrift an der Stelle zurück, wo es heißt: „Wer sophistisch redet, der ist verhaßt1.“ Außerdem heißt man allerdings auch eine an sich unverfängliche Rede sophistisch, wenn sie in größerer Fülle, als dem Ernste geziemend ist, nach gezierten Worten hascht.

49. Es gibt auch richtige Schlußfolgerungen des Syllogismus, die gleichwohl falsche Ansichten enthalten; diese verfolgen den Irrtum desjenigen, mit dem man verhandelt, bis in seine Konsequenzen; sie werden aber von einem anständigen Gelehrten nur angewendet, damit derjenige, auf dessen Irrtum sie eingehen, aus Scham über die Schlußfolgerungen (die man aus seinem Irrtum zieht) eben diesen Irrtum aufgebe. So war z. B. die Schlußfolgerung nicht richtig, die der Apostel (Paulus) zog, als er sagte: „Auch Christus ist nicht auferstanden; eitel ist daher unsere Predigt und eitel euer Glaube2“ S. 94usw. Das war an sich vollständig falsch, weil ja Christus wirklich auferstanden war und daher die Predigt derer nicht eitel war, die dies verkündeten, noch der Glaube derer, die dies geglaubt hatten. Und doch reihten sich jene falschen Behauptungen ganz folgerichtig an den aufgestellten Obersatz, es gebe keine Auferstehung der Toten. Sind aber einmal jene Sätze als falsch erwiesen, dann ergibt sich anderseits als folgerichtiger Schluß auch die Auferstehung der Toten; denn umgekehrt wären sie ja, falls es eine Auferstehung der Toten nicht gäbe, auch wahr gewesen. Da also nicht bloß die logische Verbindung wahrer, sondern auch falscher Sätze richtig sein kann, so kann man die Wahrheit dieser Verbindungen auch in jenen Schulen lernen, die außerhalb der Kirche stehen. Die Wahrheit der Sätze selbst aber muß in den heiligen Büchern der Kirche gesucht werden.


  1. Eccl. 37, 23. ↩

  2. 1 Kor. 15, 14. ↩

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