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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Augustin d'Hippone (354-430) Vier Bücher über die christliche Lehre (BKV)
2. Buch

35. Kapitel: Der objektive und subjektive Wahrheitsgehalt der Definition, Division und Partition

53. Auch die Wissenschaft von der Begriffsbestimmung, Einteilung und Zerlegung1) ist trotz ihrer häufigen Anwendung auf falsche Dinge weder selbst falsch, noch von den Menschen eingeführt, sondern aus der Natur der Dinge abgeleitet. Von dieser Wissenschaft machen ja wohl auch die Dichter in ihren erdichteten Werken Gebrauch und falsche Philosophen in ihren irrigen Lehrmeinungen, ja sogar auch die Häretiker, das heißt falsche Christen; aber deshalb ist doch der Satz nicht falsch, daß weder in die Begriffsbestimmung noch in die Einteilung oder Zerlegung etwas nicht zur Sache Gehöriges aufgenommen oder etwas zur Sache Gehöriges übergangen werden darf. Diese Regel bleibt wahr, auch wenn die in ihrem Begriff bestimmten oder eingeteilten Sachen nicht wahr sind. So wird z. B. auch das Wort „falsch“ selbst begrifflich erklärt, wenn wir üben sagen: Unter falsch versteht man die Bezeichnung S. 98einer Sache, die sich in Wirklichkeit anders verhält, als sie bezeichnet wird, oder wenn wir eine ähnliche Erklärung geben. Diese Begriffsbestimmung ist wahr, wenn auch das Falsche selbst niemals wahr sein kann. Wir können auch eine solche Einteilung geben, daß wir sagen: Es gibt zwei Arten von Falschem; die eine umfaßt solche Dinge, die überhaupt nicht möglich sind, die andere aber solche, die nicht sind, obgleich sie an sich sein könnten. Wer nämlich z. B. sagt: 7 + 3 = 11, der sagt etwas, was überhaupt unmöglich ist; wer aber sagt: Am 1. Januar habe es geregnet, der sagt damit etwas aus, was, selbst wenn es in Wirklichkeit nicht geschehen ist, doch an sich hätte der Fall sein können. Die Begriffsbestimmung und die Einteilung auch falscher Dinge kann daher recht wohl wahr sein, obgleich das Falsche selbst durchaus nicht wahr sein kann.


  1. definitio, divisio und partitio. ↩

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