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Œuvres Augustin d'Hippone (354-430) Vorträge über das Johannes-Evangelium (BKV)
16. Vortrag.

3.

Vernehmet also, meine Lieben, was ich hier meine, jedoch ohne vorzugreifen, wenn ihr etwas Besseres wisset. Denn wir haben alle einen Lehrer und sind in der einen Schule Mitschüler. Das also meine ich; sehet zu, ob nicht entweder wahr ist oder der Wahrheit sich nähert, was ich meine. In Samaria hielt er sich zwei Tage auf, und die Samaritaner glaubten an ihn; in Galiläa hielt er sich so viele Tage auf, und die Galiläer glaubten nicht an ihn. Vergegenwärtigt euch oder frischet in eurem Gedächtnis wieder auf die Lesung und die Rede des gestrigen Tages. Er kam nach Samaria, wo ihn zuerst jenes Weib bekannt machte, mit S. 277 welchem er am Jakobsbrunnen über so große Geheimnisse geredet hatte; als die Samaritaner ihn sahen und hörten, glaubten sie an ihn wegen der Rede des Weibes, und sie glaubten noch fester wegen seiner eigenen Rede, und es glaubten noch mehrere an ihn; so steht es geschrieben. Nach einem Aufenthalt von zwei Tagen (durch diese Zahl von Tagen wird mystisch die Zahl der zwei Gebote angedeutet, an denen das ganze Gesetz hängt und die Propheten1, wie wir gestern auseinandergesetzt haben), begibt er sich nach Galiläa und kommt in die Stadt Kana in Galiläa, wo er Wasser zu Wein gewandelt hatte. Dort aber glaubten, als er Wasser in Wein verwandelte, nach dem Berichte desselben Evangelisten seine Jünger an ihn2, und sicherlich war das Haus mit Scharen von Gästen gefüllt. Es geschah ein so großes Wunder, und es glaubten nur seine Jünger an ihn. In diese Stadt Galiläas kam er jetzt wieder. „Und siehe, ein königlicher Beamter, dessen Sohn krank lag, kam zu ihm und fing an zu bitten, daß er hinabkomme“ in jene Stadt oder jenes Haus „und seinen Sohn heile, denn er war daran zu sterben.“ Der da bat, glaubte der nicht? Was erwartest du von mir die Antwort? Frage den Herrn, welche Meinung er von ihm hatte. Denn auf die gestellte Bitte antwortete er: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder3 seht, glaubet ihr nicht“. Er weist den Mann zurecht, der im Glauben lau oder kalt ist oder überhaupt keinen Glauben hat, der aber aus der Heilung seines Sohnes sehen möchte, wie es mit Christus stehe, wer er sei, was er könne. Denn wir haben nur die Worte des Bittenden gehört, aber wir sehen nicht das Herz des Mißtrauenden; aber der tat es kund, der sowohl die Worte gehört als auch in das Herz geschaut hat. Schließlich gibt auch der Evangelist selbst durch das Zeugnis seiner Erzählung zu erkennen, daß der noch nicht glaubte, der den Herrn in sein Haus kommen ließ, um seinen Sohn zu heilen. Denn erst S. 278 nachdem ihm gemeldet worden war, sein Sohn sei gesund, und er fand, er sei zu der Stunde geheilt worden, in welcher der Herr gesagt hatte: „Geh hin, dein Sohn lebt, glaubte, heißt es, er selbst und sein ganzes Haus“. Wenn also er und sein ganzes Haus deshalb glaubte, weil ihm die Heilung seines Sohnes gemeldet wurde, und er die Stunde der Meldung mit der Stunde der Vorausverkündigung verglich, so glaubte er noch nicht, als er die Bitte vorbrachte. Die Samaritaner hatten keine Zeichen erwartet, sie glaubten schon auf sein Wort hin; seine Mitbürger aber mußten hören: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder sehet, glaubet ihr nicht“; hier aber glaubte, obwohl ein so großes Wunder geschehen war, nur er und sein Haus. Auf die Rede allein hin glaubten die Samaritaner, bei dem großen Wunder glaubte nur das Haus, wo es geschah. Wie nun, Brüder, was legt uns der Herr nahe? Damals war das jüdische Galiläa das Vaterland des Herrn, weil er dort herangewachsen war; jetzt aber, weil jener Vorgang etwas vorherzeigte (denn nicht ohne Grund sagt man „Vorzeichen“, sondern weil sie etwas vorherzeigen; Vorzeichen heißt nämlich soviel als Vorhersagung, weil es etwas vorhersagt, vorherbedeutet und etwas als zukünftig vorausverkündet); also weil alle jene Umstände etwas vorherzeigten, alle jene Umstände etwas vorhersagten, so wollen wir nun als das Vaterland unseres Herrn Jesu Christi nach dem Fleische (denn er hatte kein Vaterland auf Erden außer nach dem Fleische, das er auf Erden annahm), also wir wollen als das Vaterland des Herrn das Judenvolk ansehen. Siehe, in seinem Vaterlande findet er keine Ehre. Schau jetzt die Scharen der Juden an, schau doch jenes auf dem ganzen Erdkreis zerstreute und von seinen Wurzeln losgerissene Volk an, schau an die gebrochenen, abgeschnittenen, zerstreuten, verdorrten Zweige, nach deren Brechung der wilde Ölzweig eingepfropft zu werden verdiente4; siehe dir die Schar der Juden an, was sagen sie nunmehr? „Den ihr verehrt, den ihr anbetet, der war unser Bruder.“ Und wir wollen erwidern: „Ein Prophet hat in seinem Vaterlande keine S. 279 Ehre“. Kurz, jene haben den Herrn Jesum gesehen, wie er auf Erden wandelte und Wunder tat, Blinde sehend machte, Tauben die Ohren öffnete, Stummen die Zunge löste, den Gichtbrüchigen ihre Glieder heilte, auf dem Meere ging, Wind und Wellen gebot, Tote erweckte; ― solche Wunder haben sie ihn tun sehen, und kaum einige von ihnen glaubten. Ich rede zum Volkes Gottes; so viele sind wir, die wir glaubten, welche Wunder haben wir gesehen? Also was damals geschah, zeigte das vorher, was jetzt geschieht. Die Juden waren oder sind gleich den Galiläern, wir gleichen den Samaritanern. Wir haben das Evangelium gehört, wir haben dem Evangelium zugestimmt, wir haben durch das Evangelium an Christus geglaubt; wir haben keine Wunder gesehen, wir begehren keine.


  1. Matth. 22, 37―40. ↩

  2. Joh. 2, 1―11. ↩

  3. Prodigia. Im folgenden wird dieses Wort im Sinne von Vorzeichen, Vorbedeutung genommen. ↩

  4. Röm. 11, 17. ↩

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