8.
Es folgt aber: „Und ich weiß, daß sein Gebot das ewige Leben ist“. Wenn also der Sohn das ewige Leben ist, und das ewige Leben das Gebot des Vaters ist, was anders ist damit gemeint als: Ich bin das Gebot des Vaters? Somit dürfen wir auch in dem folgenden Satze: „Was ich rede, rede ich so, wie er es mir gesagt hat“, das: „wie er es mir gesagt hat“, nicht so nehmen, als ob der Vater Worte zu dem eingeborenen Sohne gesprochen hätte, oder als ob das Wort Gottes der Worte Gottes bedürfte. Der Vater hat also zum Sohne gesprochen, wie er dem Sohne das Leben gegeben hat, nicht (indem er das gab) was der Sohn nicht wüßte oder nicht hatte, sondern was der Sohn selbst war. Was S. 787 sonst aber heißt: „Ich rede, wie er zu mir gesprochen hat“, als: Ich rede die Wahrheit? So hat jener gesprochen als der Wahrhaftige, so redet dieser1 als die Wahrheit. Der Wahrhaftige aber zeugte die Wahrheit. Was sollte er also der Wahrheit noch sagen? Denn nicht unvollkommen war die Wahrheit, daß ihr etwas Wahres hinzugefügt werden müßte. Er sprach also zur Wahrheit, weil er die Wahrheit zeugte. Die Wahrheit hinwieder redet so, wie ihr gesagt wurde, aber zu den Verständigen, die sie lehrt, wie sie geboren ist. Damit aber die Menschen glaubten, was sie noch nicht zu verstehen vermögen, ertönten aus dem Munde des Fleisches2 die Worte und vergingen; vorüberfliegende Töne rauschten während der ihnen gegönnten kurzen Spanne Zeit, aber die Ideen, deren Zeichen die Töne sind, wurden gewissermaßen in das Gedächtnis der Hörer verpflanzt und gelangten durch die Buchstaben, welche sichtbare Zeichen sind, auch zu uns. Nicht so redet die Wahrheit; zu den verständigen Geistern redet sie innerlich, belehrt ohne Schall, erleuchtet mit geistigem Lichte. Wer also darin ihre ewige Geburt zu sehen vermag, der hört sie so sprechen, wie der Vater ihr sagte, was sie sprechen sollte. Sie hat in uns eine große Sehnsucht nach ihrer inneren Süßigkeit erweckt, aber wachsend erfassen wir, wandelnd wachsen wir, vorwärts schreitend wandeln wir3, um zum Ziele zu kommen.