Edition
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De catechizandis rudibus
CAPUT XXI. Captivitas Babylonica et in ea gesta quid significent. Post captivitatem Babylonicam libertas qualis reddita.
37. Post aliquot tamen generationes ostendit alium typum ad rem maxime pertinentem. Nam captivata est illa civitas, et multa pars ejus educta [Col. 0337] in Babyloniam. Sicut autem Jerusalem significat civitatem societatemque sanctorum; sic Babylonia significat civitatem societatemque iniquorum, quoniam dicitur interpretari Confusio. De quibus duabus civitatibus, ab exordio generis humani usque in finem saeculi permixte temporum varietate currentibus, et ultimo judicio separandis, paulo ante jam diximus1. Illa ergo captivitas Jerusalem civitatis, et ille populus in Babyloniam ductus ad servitutem ire jubetur a Domino per Jeremiam illius temporis prophetam. Et exstiterunt reges Babyloniae, sub quibus illi serviebant, qui ex eorum occasione commoti quibusdam miraculis cognoscerent et colerent et coli juberent unum verum Deum, qui condidit universam creaturam2. Jussi sunt autem et orare pro eis a quibus captivi tenebantur, et in eorum pace pacem sperare, ad gignendos filios, et domos aedificandas, et plantandos hortos et vineas. Post septuaginta autem annos promittitur eis ab illa captivitate liberatio3. Hoc autem totum figurate significabat Ecclesiam Christi in omnibus sanctis ejus, qui sunt cives Jerusalem coelestis, servituram fuisse sub regibus hujus saeculi. Dicit enim et apostolica doctrina, ut omnis anima sublimioribus potestatibus subdita sit;]: et ut reddantur omnibus omnia; cui tributum, tributum; cui vectigal, vectigal4; et caetera quae salvo Dei nostri cultu, constitutionis humanae principibus reddimus; quando et ipse Dominus, ut nobis hujus sanae doctrinae praeberet exemplum, pro capite hominis quo erat indutus, tributum solvere non dedignatus est5. Jubentur autem etiam servi christiani et boni fideles dominis suis temporalibus aequanimiter fideliterque servire6: quos judicaturi sunt, si usque in finem iniquos invenerint; aut cum quibus aequaliter regnaturi sunt, si et illi ad verum Deum conversi fuerint. Omnibus tamen praecipitur servire humanis potestatibus atque terrenis, quousque post tempus praefinitum, quod significant septuaginta anni, ab istius saeculi confusione tanquam de captivitate Babyloniae, sicut Jerusalem liberetur Ecclesia. Ex cujus captivitatis occasione ipsi etiam terreni reges desertis idolis, pro quibus persequebantur Christianos, unum verum Deum et Christum Dominum cognoverunt et colunt, pro quibus apostolus Paulus jubet orari, etiam cum persequerentur Ecclesiam. Sic enim dicit: Obsecro itaque primum fieri deprecationes, adorationes, interpellationes, gratiarum actiones, pro regibus, pro omnibus hominibus, et omnibus qui in sublimitate sunt, ut securam et tranquillam vitam agamus cum omni pietate et charitate7. Itaque per ipsos data pax est Ecclesiae, quamvis temporalis, tranquillitas temporalis ad aedificandas spiritualiter domos et plantandos hortos et vineas. Nam et ecce te modo per istum sermonem aedificamus atque plantamus. Et [Col. 0338] hoc fit per totum orbem terrarum cum pace regum christianorum, sicut idem dicit apostolus: Dei agricultura, Dei aedificatio estis8.
38. Et post annos quidem septuaginta, quos mystice prophetaverat Jeremias, ut finem temporum praefiguraret, tamen ut ipsa figura integraretur, facta est in Jerusalem restitutio aedificationis templi Dei: sed quia totum figurate agebatur, non erat firma pax ac libertas reddita Judaeis. Itaque postea a Romanis victi sunt, et tributarii facti. Ex illo sane tempore ex quo terram promissionis acceperunt, et reges habere coeperunt, ne in aliquo regum suorum completum esse arbitrarentur quod eis liberator Christus promittebatur, apertius per multas prophetias prophetatus est Christus; non solum ab ipso David in libro Psalmorum, sed etiam a caeteris et magnis et sanctis prophetis, usque ad tempus captivitatis in Babyloniam: et in ipsa captivitate fuerunt prophetae, qui venturum Dominum Jesum Christum liberatorem omnium prophetarent. Et posteaquam templum transactis septuaginta annis restitutum est, tantas pressuras et calamitates a regibus Gentium Judaei perpessi sunt, ut intelligerent nondum venisse liberatorem, quem non spiritualiter liberaturum intelligebant, sed pro liberatione carnali desiderabant.
Traduction
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Vom ersten katechetischen Unterricht (BKV)
21. Kapitel: Die babylonische Gefangenschaft des israelitischen Volkes und ihre mystische Bedeutung
37. Nach einer Reihe von Geschlechtern aber zeigte Gott seinem Volke ein ganz besonders sprechendes Vorbild. Jenes [israelitische] Reich geriet nämlich in fremde Gewalt und ein großer Teil [der Juden] wurde nach Babylonien abgeführt. Wie nun Jerusalem das Reich und die Gemeinschaft der Heiligen sinnbildet, so sinnbildet Babylon das Reich und die Gemeinschaft der Bösen; denn Babylon soll soviel bedeuten wie „Verwirrung1 “. Daß diese beiden Reiche vom Anbeginn des Menschengeschlechtes bis zum Ende der Welt zu den verschiedenen Zeiten untereinander gemischt sind und erst beim letzten Gerichte voneinander geschieden werden sollen, davon haben wir kurz vorher gesprochen2 . Die erwähnte Eroberung der Stadt Jerusalem also und die Abführung des Volkes in die babylonische Gefangenschaft wurde durch den damals lebenden S. 288Propheten Jeremias von Gott anbefohlen3 . Unter den babylonischen Königen, in deren Knechtschaft die Juden standen, gab es einige, die bei dieser Gelegenheit durch verschiedene Wunderzeichen zur Erkenntnis des einen wahren Gottes, des Schöpfers aller Dinge, gelangten, ihm dienten und auch [ihre Untertanen] zu seinem Dienste anhielten4 . Die Juden selber aber mußten für die, von denen sie gefangen gehalten wurden, beten, auf daß auch sie Frieden hätten, wenn jene Frieden hielten, und [in Frieden] Kinder erzeugen, Häuser bauen und Gärten und Weinberge anlegen könnten5 . Nach siebzig Jahren wurde ihnen die Befreiung aus dieser Gefangenschaft verheißen6 .
All dies aber deutete vorbildlich an, wie die Kirche Christi in all ihren Heiligen, welche dem himmlischen Jerusalem als Bürger angehören, unter der Knechtschaft der Könige dieser Welt stehen muß. Sagt ja doch auch die apostolische Lehre: „Jedermann sei Untertan den obrigkeitlichen Gewalten7 ”, und „einem jeden werde alles gegeben [was ihm zusteht]: Steuer, wem Steuer, Zoll, wem Zoll gebührt8 !“ Und so soll es bei allen Abgaben sein, die wir unter Wahrung des Dienstes unseres Gottes den Fürsten der menschlichen Gesellschaft leisten. Hat es ja doch der Herr selbst, um uns diese Lehre durch sein Beispiel als die rechte zu bekräftigen, nicht unter seiner Würde gehalten, als Mensch, dessen Natur er angenommen hatte, Kopfsteuer zu bezahlen9 . Aber auch die christlichen Knechte und die guten Gläubigen sollen in Herzenseinfalt und Treue10 ihren weltlichen Herren dienen, über die sie entweder einst richten sollen, wenn diese bis ans Ende ungerecht befunden werden, oder mit denen sie gleichberechtigt S. 289herrschen sollen, wenn sie sich zum wahren Gott bekehren. Alle aber müssen den menschlichen und irdischen Gewalten nur bis zum vorher bestimmten Zeitpunkt dienen, was die siebzig Jahre andeuten wollen, wo dann die Kirche ebenso wie einstmals Jerusalem von der Verwirrung dieser Welt wie aus einer babylonischen Gefangenschaft befreit wird. Unter dem Einfluß dieser Gefangenschaft haben sogar auch irdische Könige ihre falschen Götter, um deretwillen sie die Christen verfolgten, verlassen, den einen wahren Gott und Herrn Jesus Christus anerkannt und sich seinem Dienste ergeben; für diese Könige befiehlt der Apostel Paulus auch dann zu beten, wenn sie die Kirche verfolgen. Denn also spricht er: „Zuerst beschwöre ich euch also, es möchten doch Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen geschehen für die Könige, für alle Menschen und für alle Obrigkeiten, auf daß wir ein friedliches und ruhiges Leben in aller Gottseligkeit und Liebe führen mögen11 .“ So ist durch diese Obrigkeiten der Kirche ein wenn auch nur zeitlicher Friede und zeitliche Ruhe zuteil geworden, um geistigerweise Häuser zu bauen und Gärten und Weinberge anlegen zu können. Denn siehe, hat nicht unser ganzer Vortrag nur das Ziel, dich zu erbauen und zu pflanzen? Und unter dem Friedensschutz christlicher Könige geht es so auf der ganzen Erde nach dem Worte des gleichen Apostels Paulus: „Gottes Ackerfeld, Gottes Gebäude seid ihr12 .“
38. Nach jenen siebzig Jahren nun, die Jeremias geheimnisvollerweise als Vorbild des Endes der Zeiten vorhergesagt hatte13 , wurde, um das Bild vollständig zu machen, in Jerusalem der Tempel Gottes aufs neue aufgebaut; weil jedoch dies alles immer noch nur vorbildlich geschah, so erhielten die Juden noch nicht den vollen Frieden und die volle Freiheit. Darum wurden sie nachher von den Römern unterworfen und zinspflichtig gemacht. Von der Zeit an, wo sie das Gelobte Land S. 290erhielten und Könige zu haben begannen, wurde ihnen immer deutlicher durch eine Menge von Prophezeiungen Christus vorher verkündigt, damit sie nicht glauben sollten, die Verheißung von Christus, dem Befreier, sei bereits in einem ihrer Könige in Erfüllung gegangen. [Diese Prophezeiungen geschahen] nicht allein von David selbst in seinem Psalmenbuch, sondern auch von all den anderen großen und heiligen Propheten bis zur babylonischen Gefangenschaft. Ja selbst in der Gefangenschaft erstanden Propheten, welche die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus als des allgemeinen Befreiers vorhersagten. Später aber, als nach Ablauf der siebzig Jahre auch der Tempel wieder aufgebaut war, da hatten die Juden solche Bedrückungen und solches Ungemach von seiten der heidnischen Könige zu erdulden, daß sie einsehen mußten, es sei der Befreier noch nicht erschienen. Daß der Befreier allerdings ein geistiger sein werde, das wollten sie nicht einsehen, ihr Verlangen stand nur nach der Befreiung vom irdischen Joch.
-
Gen. 11,9. ↩
-
Kap. 19,31. ↩
-
Jerem. 27. ↩
-
Dan. 2,46ff. [König Nabuchodonosor]; 3,95ff. [Nabuchodonosor]; 4,34 [Nabuchodonosor]; 6,25ff. [Darius]. ↩
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Nach Jerem. 29,5ff. ↩
-
Jerem. 29,10. ↩
-
Röm. 13,1. ↩
-
Vgl. ebd. 13,7. ↩
-
Matth. 17,24ff. ↩
-
Kol. 3,22; Eph. 6,5. ↩
-
Vgl. 1 Tim. 2,1f. ↩
-
1 Kor. 3,9. ↩
-
Jerem. 29,10. ↩