Traduction
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
21. Von den Schändlichkeiten des Liberdienstes.
Bis zu welchen Schändlichkeiten man sich im Kult des Gottes Liber vergaß, den man des flüssigen Samens walten ließ und demnach nicht nur der flüssigen Erzeugnisse, unter denen der Wein gewissermaßen die erste Band 1, S. 362Stelle einnimmt, sondern auch der Samen der Lebewesen, darüber ginge ich wegen der Länge der Ausführungen am liebsten hinweg; aber wegen der hochmütigen Indolenz dieser Leute soll es mir nicht zuviel sein. Unter anderm, was ich bei der großen Fülle des Stoffes übergehen muß, erwähnt Varro, daß an den Straßenkreuzungen Italiens ein Liberfest mit so zügelloser Schändlichkeit begangen wurde, daß zu Ehren des Gottes die männliche Scham verehrt wurde und die Verkommenheit nicht mehr etwa in einigermaßen anständiger Verborgenheit, sondern in voller Öffentlichkeit ihre Triumphe feierte. Denn dieses Schamglied wurde während der Festtage des Liber mit vielem Gepränge auf kleine Wagen gesetzt und dann zuerst auf dem Lande an den Straßenkreuzungen umhergeführt, hernach in die Stadt gefahren. In der Stadt Lavinium war ein ganzer Monat dem Liber gewidmet und alle beflissen sich während dieses Monats der schändlichsten Reden, solange bis jenes Glied über den Marktplatz geführt worden war und seinen Platz wieder einnahm. Dieses unehrbare Glied mußte die ehrbarste Matrone öffentlich bekränzen. Für das Gedeihen der Samen mußte eben der Gott Liber günstig gestimmt, für Abwendung der Verhexung von den Feldern gesorgt werden durch eine Zeremonie, bei der eine Matrone öffentlich etwas zu tun genötigt war, was im Theater nicht einmal einer öffentlichen Dirne hätte gestattet werden dürfen, wenn sich Matronen unter den Zuschauern befanden. Deshalb also erachtete man Saturnus allein nicht für genügend zum Dienste der Samen, damit die unreine Seele Anlaß habe, die Götter zu vermehren und, vom wahren Gott wegen ihrer Unreinheit verlassen und an viele falsche Götter aus Begier nach größerer Unreinheit preisgegeben, solche Gotteslästerungen Gottesdienst nenne und sich dem Schwarm der unflätigen Dämonen zu völliger Schändung und Befleckung hingebe.
Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput XXI: De turpitudine sacrorum, quae Libero celebrabantur.
Iam uero Liberi sacra, quem liquidis seminibus ac per hoc non solum liquoribus fructuum, quorum quodammodo primatum uinum tenet, uerum etiam seminibus animalium praefecerunt, ad quantam turpitudinem peruenerint, piget quidem dicere propter sermonis longitudinem; sed propter istorum superbam hebetudinem non piget. inter cetera, quae praetermittere, quoniam multa sunt, cogor, in Italiae compitis quaedam dicit sacra Liberi celebrata cum tanta licentia turpitudinis, ut in eius honorem pudenda uirilia colerentur, non saltem aliquantum uerecundiore secreto, sed in propatulo exultante nequitia. nam hoc turpe membrum per Liberi dies festos cum honore magno plostellis inpositum prius rure in compitis et usque in urbem postea uectabatur. in oppido autem Lauinio unus Libero totus mensis tribuebatur, cuius diebus omnes uerbis flagitiosissimis uterentur, donec illud membrum per forum transuectum esset atque in loco suo quiesceret. cui membro inhonesto matrem familias honestissimam palam coronam necesse erat inponere. sic uidelicet Liber deus placandus fuerat pro euentibus seminum, sic ab agris fascinatio repellenda, ut matrona facere cogeretur in publico, quod nec meretrix, si matronae spectarent, permitti debuit in theatro. propter haec Saturnus solus creditus non est sufficere posse seminibus, ut occasiones multiplicandorum deorum inmunda anima reperiret, et ab uno uero deo merito inmunditiae destituta ac per multos falsos auiditate maioris inmunditiae prostituta ista sacrilegia sacra nominaret seseque spurcorum daemonum turbis conuiolandam polluendamque praeberet.