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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
13. Ist allen Engeln bei der Erschaffung die gleiche Seligkeit zuteil geworden in der Weise, daß die, die gefallen sind, keine Kenntnis von ihrem künftigen Falle haben konnten, und die, die standhielten, erst nach dem Falle der übrigen das Vorherwissen um ihre Beharrlichkeit erlangten?
Band 16, S. 606Es liegt also auf der Hand, daß die Glückseligkeit, die die vernunftbegabten Wesen als ihr wahres Ziel anstreben, durch ein Doppeltes bewirkt wird, nämlich durch einen aller Beschwerde überhobenen Genuß des unwandelbaren Gutes, das Gott ist, und durch die völlig zweifelfreie und irrtumslose Überzeugung, daß sie ewig in diesem Genuß verharren werden. Daß die Engel des Lichtes eine solche Glückseligkeit besitzen, nehmen wir in frommem Glauben an; die sündigen Engel dagegen, die durch ihre Verkehrtheit jenes Lichtes verlustig gegangen sind, besaßen eine solche Glückseligkeit auch vor ihrem Falle nicht, wie wir folgerungsweise schließen. Doch ist immerhin anzunehmen, daß sie irgendeine, wenn auch nicht eine mit Vorherwissen ausgestattete Glückseligkeit besessen haben, wofern sie überhaupt vor der Sünde ein Leben geführt haben. Es mag ja die Annahme hart erscheinen, daß bei der Erschaffung der Engel einem Teil das Vorherwissen ihrer Beharrlichkeit oder ihres Falles vorenthalten, während ein anderer Teil mit völlig sicherem und untrüglichem Wissen um die ewige Dauer seiner Glückseligkeit ausgestattet worden sei. Aber setzen wir den Fall, daß die einen wie die andern von Anfang an mit der gleichen Seligkeit begabt erschaffen worden und in diesem Zustand verblieben sind, bis die, die jetzt böse Engel sind, von jenem Lichte der Güte durch ihren eigenen Willen abfielen, so ergibt sich eine noch weit härtere Folgerung. Denn nun müssen wir annehmen, daß die heiligen Engel über ihre ewige Glückseligkeit ungewiß seien und von sich selbst etwas nicht wüßten, was doch wir über sie aus der Heiligen Schrift inne werden konnten. Denn welcher katholische Christ wüßte nicht, daß kein weiterer Teufel mehr aus den guten Engeln hervorgeht, so wenig als ein Teufel wieder in die Gemeinschaft mit den Band 16, S. 607guten Engeln zurückkehrt? Verheißt doch die Wahrheit im Evangelium den Heiligen und Gläubigen, daß sie den Engeln Gottes gleich sein werden1, und zugleich verheißt sie ihnen, daß sie ins ewige Leben eingehen werden2. Wenn nun wir unsrerseits sicher sind, daß wir jener unsterblichen Seligkeit niemals verlustig gehen, während die Engel darüber keine Sicherheit haben, so werden wir ja besser daran sein, und nicht ihnen gleich. Aber die Wahrheit täuscht nie und nimmer, und also werden wir ihnen gleich sein, und also sind auch sie in ihrer ewigen Seligkeit sicher. Da nun die übrigen Engel darüber keine Sicherheit hatten (denn es gab für sie keine ewige Seligkeit, deren sie hätten sicher sein können), so bleibt nur eine doppelte Möglichkeit übrig: entweder waren die Engel ungleich, oder, wenn sie gleich waren, so wurde den einen erst nach dem Falle der andern ein sicheres Wissen über die ewige Dauer ihrer Seligkeit zuteil. Man könnte freilich auch sagen, das Wort des Herrn im Evangelium3, wo es über den Teufel heißt: „Er war ein Menschenmörder von Anbeginn und hielt nicht stand in der Wahrheit“, sei so aufzufassen, daß er nicht nur ein Menschenmörder war von Anbeginn, nämlich von Anbeginn des Menschengeschlechtes, seitdem eben ein Mensch erschaffen war, den er durch Täuschung um das Leben bringen konnte, sondern daß er von Anbeginn seiner eigenen Erschaffung in der Wahrheit nicht standgehalten und also niemals die Glückseligkeit der heiligen Engel geteilt hätte, indem er sich weigerte, seinem Schöpfer Untertan zu sein, vielmehr sich aus Stolz seiner vermeintlichen Eigengewalt4 freute und so sich selbst und andere täuschte, sich selbst, weil niemand außerhalb der Gewalt des Allmächtigen steht, und andere, weil er, der sich nicht in frommer Unterwürfigkeit bescheiden wollte mit dem, was er wirklich ist, in stolzer Überhebung etwas vorzuspiegeln strebt, was er nicht ist. In diesem Sinne läßt sich ja auch das Wort des seligen Apostels Johannes Band 16, S. 608auffassen5: „Von Anbeginn sündigt der Teufel“, d. i. von dem Augenblick an, da er erschaffen ward, hat er die Gerechtigkeit von sich gewiesen, die nur ein frommer und Gott unterwürfiger Wille besitzen kann. Indem man dieser Ansicht beipflichtet, stellt man sich nicht auf die Seite gewisser Häretiker, der Manichäer6, und wer sonst noch etwa solch verderblichen Meinungen huldigt, als hätte der Teufel eine Art Eigenwesen des Bösen, das sozusagen aus einem feindseligen Urwesen stamme. Diese gehen ihre Abwege mit solcher Blindheit, daß sie, obwohl sie gleich uns jene Worte des Evangeliums gelten lassen, völlig übersehen, daß der Herr nicht gesagt hat: Er stand der Wahrheit ferne, sondern: „Er hielt nicht stand in der Wahrheit“. Damit hat er doch zu verstehen geben wollen, daß jener von der Wahrheit abgefallen sei; hätte er in ihr standgehalten, so wäre er natürlich ihrer teilhaft geworden und so mit den heiligen Engeln glückselig geblieben.
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The City of God
Chapter 13.--Whether All the Angels Were So Created in One Common State of Felicity, that Those Who Fell Were Not Aware that They Would Fall, and that Those Who Stood Received Assurance of Their Own Perseverance After the Ruin of the Fallen.
From all this, it will readily occur to any one that the blessedness which an intelligent being desires as its legitimate object results from a combination of these two things, namely, that it uninterruptedly enjoy the unchangeable good, which is God; and that it be delivered from all dubiety, and know certainly that it shall eternally abide in the same enjoyment. That it is so with the angels of light we piously believe; but that the fallen angels, who by their own default lost that light, did not enjoy this blessedness even before they sinned, reason bids us conclude. Yet if their life was of any duration before they fell, we must allow them a blessedness of some kind, though not that which is accompanied with foresight. Or, if it seems hard to believe that, when the angels were created, some were created in ignorance either of their perseverance or their fall, while others were most certainly assured of the eternity of their felicity,--if it is hard to believe that they were not all from the beginning on an equal footing, until these who are now evil did of their own will fall away from the light of goodness, certainly it is much harder to believe that the holy angels are now uncertain of their eternal blessedness, and do not know regarding themselves as much as we have been able to gather regarding them from the Holy Scriptures. For what catholic Christian does not know that no new devil will ever arise among the good angels, as he knows that this present devil will never again return into the fellowship of the good? For the truth in the gospel promises to the saints and the faithful that they will be equal to the angels of God; and it is also promised them that they will "go away into life eternal." 1 But if we are certain that we shall never lapse from eternal felicity, while they are not certain, then we shall not be their equals, but their superiors. But as the truth never deceives, and as we shall be their equals, they must be certain of their blessedness. And because the evil angels could not be certain of that, since their blessedness was destined to come to an end, it follows either that the angels were unequal, or that, if equal, the good angels were assured of the eternity of their blessedness after the perdition of the others; unless, possibly, some one may say that the words of the Lord about the devil "He was a murderer from the beginning, and abode not in the truth," 2 are to be understood as if he was not only a murderer from the beginning of the human race, when man, whom he could kill by his deceit, was made, but also that he did not abide in the truth from the time of his own creation, and was accordingly never blessed with the holy angels, but refused to submit to his Creator, and proudly exulted as if in a private lordship of his own, and was thus deceived and deceiving. For the dominion of the Almighty cannot be eluded; and he who will not piously submit himself to things as they are, proudly feigns, and mocks himself with a state of things that does not exist; so that what the blessed Apostle John says thus becomes intelligible: "The devil sinneth from the beginning," 3 --that is, from the time he was created he refused righteousness, which none but a will piously subject to God can enjoy. Whoever adopts this opinion at least disagrees with those heretics the Manichees, and with any other pestilential sect that may suppose that the devil has derived from some adverse evil principle a nature proper to himself. These persons are so befooled by error, that, although they acknowledge with ourselves the authority of the gospels, they do not notice that the Lord did not say, "The devil was naturally a stranger to the truth," but "The devil abode not in the truth," by which He meant us to understand that he had fallen from the truth, in which, if he had abode, he would have become a partaker of it, and have remained in blessedness along with the holy angels. 4