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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
1. Zu jeder Zeit richtet Gott; aber in diesem Buch ist von seinem Jüngsten Gericht im besonderen zu handeln.
Band 28, S. 1215 Im Begriff, über den Tag des letzten Gerichtes Gottes zu sagen, was er selbst in den Sinn gibt, und diesen Tag gegenüber den Gottlosen und Ungläubigen zu erhärten, müssen wir zunächst, sozusagen als Grundlage des Gebäudes, Zeugnisse Gottes anführen; denn es sind doch nur menschliche Tüfteleien, irrig und irreführend, womit die, die ihnen nicht glauben wollen, dagegen anzugehen suchen, und sie laufen darauf hinaus, daß man entweder der aus den heiligen Schriften angezogenen Beweisstelle einen anderen Sinn unterlegt oder gleich gar ihren göttlichen Ursprung in Abrede stellt. Denn das halte ich für ausgeschlossen, daß irgend jemand diesen Zeugnissen, trotzdem er sie auffaßt, wie sie lauten, und sie als durch heilige Seelen vermittelte Aussprüche des höchsten und wahren Gottes gelten läßt, die Anerkennung und Zustimmung versagt; mag im übrigen ein solcher nach außen hin sich wie immer dazu stellen: sei es, dass er sich ausdrücklich dazu bekennt, oder aus irgendeiner Schwachheit sich des Bekenntnisses schämt oder davor zurückschreckt, oder gar mit einem an Wahnsinn Band 28, S. 1216grenzenden Widerspruchsgeist das Gegenteil von dem zu vertreten unternimmt, was er durch Vernunft oder Glaube als richtig erkennt.
Die Wiederkunft Christi nun zum Gericht über die Lebendigen und die Toten, wie sie die gesamte Kirche des wahren Gottes laut und offen bekennt, sie nennen wir den letzten Tag des göttlichen Gerichtes, d. i. die letzte Zeit. Denn wie viele Tage dieses Gericht währt, ist nicht bekannt; Tag aber für Zeit zu setzen, ist Sprachgebrauch der heiligen Schriften, wie jeder weiß, der sie, wenn auch noch so oberflächlich, gelesen hat. Und die nähere Bestimmung „der letzte“ oder „der jüngste“ fügen wir, wenn wir den Gerichtstag Gottes meinen, deshalb bei, weil Gott auch jetzt richtet und von Anbeginn des Menschengeschlechtes an gerichtet hat, indem er die ersten Menschen ob ihrer schweren Sünde aus dem Paradiese verstieß und sie vom Baume des Lebens absonderte1; ja auch schon, als er der sündigenden Engel nicht schonte2, deren Fürst, durch sich selbst zu Fall gekommen, aus Neid auch die Menschen zu Fall brachte, hat Gott ohne Zweifel gerichtet; und ebenso beruht es auf seinem erhabenen und gerechten Gericht, daß der Dämonen Leben im Lufthimmel und der Menschen Leben auf Erden so unselig ist, voll Irrtum und Mühsal. Aber auch wenn niemand gesündigt hätte, so würde er die gesamte vernünftige Schöpfung, die alsdann ihm als ihrem Herrn in unverbrüchlicher Treue anhinge, nur auf Grund eines gütigen und gerechten Gerichtes in ewiger Glückseligkeit bewahren. Er hält auch nicht bloß allgemein Gericht über das Geschlecht der Dämonen und der Menschen, sie zur Unseligkeit verurteilend wegen der Schuld der ersten Sünden, sondern auch über die Werke, die jeder einzelne durch Willensentscheid vollbringt. Denn sowohl Dämonen flehen um Verschonung mit Qual3, und selbstverständlich geschieht es nach Recht, ob sie nun Schonung erlangen, oder ob sie, jeder nach dem Maße seiner Ruchlosigkeit, gequält werden, als auch die Band 28, S. 1217Menschen erleiden, sei es in diesem Leben oder nach dem Tode, von Gott verhängte Strafen für ihre eigenen Missetaten, zumeist augenfällig, stets aber innerlich; dabei bleibt immer bestehen, daß kein Mensch recht zu handeln vermag, außer es wird ihm göttliche Hilfe zuteil, und daß kein Dämon und kein Mensch unrecht tun kann, außer es wird ihm durch göttliches und zugleich völlig gerechtes Gericht zugelassen. Denn wie der Apostel sagt4, „es gibt bei Gott keine Ungerechtigkeit“; aber auch, wie er an anderer Stelle sagt5, „unerforschlich sind seine Gerichte und unaufspürbar seine Wege“. In diesem Buche nun also werde ich nicht von jenen ersten Gerichten und nicht von den Zwischengerichten Gottes handeln, sondern, soviel er selbst gewährt, vom Jüngsten Gericht, da Christus vom Himmel kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten. Dieser Tag ja heißt in besonderem Sinne der Gerichtstag, weil dabei zu unverständigem Klagen, weshalb dieser Ungerechte glücklich und jener Gerechte unglücklich ist, kein Anlaß sein wird. Denn da erst wird in die Erscheinung treten das wahre und vollkommene Glück aller und nur der Guten und das verdiente und äußerste Unglück aller und nur der Bösen.
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The City of God
Chapter 1.--That Although God is Always Judging, It is Nevertheless Reasonable to Confine Our Attention in This Book to His Last Judgment.
Intending to speak, in dependence on God's grace, of the day of His final judgment, and to affirm it against the ungodly and incredulous, we must first of all lay, as it were, in the foundation of the edifice the divine declarations. Those persons who do not believe such declarations do their best to oppose to them false and illusive sophisms of their own, either contending that what is adduced from Scripture has another meaning, or altogether denying that it is an utterance of God's. For I suppose no man who understands what is written, and believes it to be communicated by the supreme and true God through holy men, refuses to yield and consent to these declarations, whether he orally confesses his consent, or is from some evil influence ashamed or afraid to do so; or even, with an opinionativeness closely resembling madness, makes strenuous efforts to defend what he knows and believes to be false against what he knows and believes to be true.
That, therefore, which the whole Church of the true God holds and professes as its creed, that Christ shall come from heaven to judge quick and dead, this we call the last day, or last time, of the divine judgment. For we do not know how many days this judgment may occupy; but no one who reads the Scriptures, however negligently, need be told that in them "day" is customarily used for "time." And when we speak of the day of God's judgment, we add the word last or final for this reason, because even now God judges, and has judged from the beginning of human history, banishing from paradise, and excluding from the tree of life, those first men who perpetrated so great a sin. Yea, He was certainly exercising judgment also when He did not spare the angels who sinned, whose prince, overcome by envy, seduced men after being himself seduced. Neither is it without God's profound and just judgment that the life of demons and men, the one in the air, the other on earth, is filled with misery, calamities, and mistakes. And even though no one had sinned, it could only have been by the good and right judgment of God that the whole rational creation could have been maintained in eternal blessedness by a persevering adherence to its Lord. He judges, too, not only in the mass, condemning the race of devils and the race of men to be miserable on account of the original sin of these races, but He also judges the voluntary and personal acts of individuals. For even the devils pray that they may not be tormented, 1 which proves that without injustice they might either be spared or tormented according to their deserts. And men are punished by God for their sins often visibly, always secretly, either in this life or after death, although no man acts rightly save by the assistance of divine aid; and no man or devil acts unrighteously save by the permission of the divine and most just judgment. For, as the apostle says, "There is no unrighteousness with God;" 2 and as he elsewhere says, "His judgments are inscrutable, and His ways past finding out." 3 In this book, then, I shall speak, as God permits, not of those first judgments, nor of these intervening judgments of God, but of the last judgment, when Christ is to come from heaven to judge the quick and the dead. For that day is properly called the day of judgment, because in it there shall be no room left for the ignorant questioning why this wicked person is happy and that righteous man unhappy. In that day true and full happiness shall be the lot of none but the good, while deserved and supreme misery shall be the portion of the wicked, and of them only.