Edition
Masquer
Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres
2.
Augustinus respondit: Quam dicit palmarem causam, cur non accipiat genealogian Iesu Christi, ibi apertissime victus ostenditur legentibus, quae supra diximus de filio hominis, quod tam crebro se Christus esse testatur, et de filio dei, quomodo idem ipse sit et filius hominis, quomodo secundum divinitatem non habeat genus in terra, secundum carnem autem sit ex semine David, secundum quod apostolica doctrina testatur. Unde oportet eum credi et intellegi et a patre exisse et de caelo venisse et hic tamen verbum carnem factum inter homines habitasse. p. 303,25 Quodsi propterea putant eum non habuisse in terra matrem vel genus, quia dixit: Quae mihi mater vel qui fratres? superest, ut etiam discipulos eius, quibus hoc exemplum in se ipso praebuit, ut terreni generis necessitudinem propter regnum caelorum contemnerent, affirment non habuisse patres, quia dixit eis : Ne vobis dicatis patrem in terra; unus est enim pater vester deus. Quod ergo istos de patribus docuit, hoc ipse de matre et fratribur prior fecit, sicut et alia multa, in quibus se nobis, ut eum imitaremur, praebere et, ut sequeremur, praeire dignatus est. Quapropter iste, qui in eo, quod putat palmare, sic vincitur, quam iaceat et involvatur in ceteris animadvertendum est, p. 304,10 quippe qui propterea dicit non credendum apostolis, qui eius non solum divinam, sed etiam humanam nativitatem adnuntiaverunt, quia postea iuveni adhaeserunt et nec viderunt eum natum nec se hoc ab illo audisse dixerunt. Cur ergo credunt Iohanni dicenti : In principio erat verbum et verbum erat apud deum et deus erat verbum; hoc erat in principio apud deum; omnia per ipsum facta sunt et sine ipso factum est nihil et cetera, quae illis quamvis non intellegentibus tamen placent ? Dicant, ubi hoc Iohannes viderit aut ubi se hoc ab ipso domino audisse dixerit. Quicquid enim dixerint, unde hoc Iohannes scire potuerit, inde credimus etiam omnes adnuntiatores nativitatis Christi id, quod adnuntiaverunt, scire potuisse. Deinde quaero, unde credant dixisse dominum : Quae mihi mater aut qui fratres? p. 304,24 Si quia hoc evangelista narravit, cur ei non credunt et illud, quia mater eius et fratres quaerebant eum. Si autem hoc mentitus est, quod nolunt credere, quomodo ei credunt Christum dixisse, quod nolunt intellegere ? Deinde si Christum natum, quia iam iuveni adhaeserat, non potuit nosse Matthaeus, unde potuit Christum non natum post tot annos natus nosse Manichaeus? Dicturi sunt : Spiritus sanctus hoc sciebat, qui erat in Manichaeo. Ille sane si spiritus sanctus esset, vera dixisset. Sed cur non potius de Christo discipulis eius, qui etiam corporaliter ei adhaeserunt, credimus, qui non solum per spiritum sanctum ab ipso impertitum scire potuerunt, si quid lateret in rebus humanis, sed tam recenti et praesenti memoria etiam solo humano sensu genus Christi secundum carnem et totam originem conlegerunt ? p. 305,9 Et tamen caeci et surdi testes dicuntur apostoli. Utinam tu non tantum caecus et surdus fuisses, ne tam vana et sacrilega disceres, sed etiam mutus, ne talia diceres !
Traduction
Masquer
Gegen Faustus
2.
Augustinus antwortete: Was Faustus als entscheidenden Grund angegeben hat, warum er die Genealogie Jesu Christi nicht anerkenne, zeigt nun ganz klar, dass er in dieser Frage geschlagen ist; man braucht nur nachzulesen, was wir oben (Buch V 4 f.) über den ‛Menschensohn’ gesagt haben, das zu sein Christus so oft bezeugt (z.B. Joh. 5,27; Mt. 9,6), und ebenso über den ‘Gottessohn’, wie dieser in gleicher Person zugleich auch Menschensohn ist (cf. Joh. 5,25 ff.), wie er seiner göttlichen Natur nach keine Ahnen auf Erden hat, seinem Fleisch nach aber aus dem Samen Davids stammt, so wie es die Lehre des Apostels bezeugt (cf. Röm. 1,3; II Tim. 2,8). Daraus muss man den Glauben und die Erkenntnis gewinnen, dass er vom Vater ausgegangen (cf. Joh. 16,28) und vom Himmel gekommen ist (cf. Joh. 6,41), und dass das Wort hier Fleisch geworden ist und unter den Menschen gewohnt hat (cf. Joh. 1,14). Wenn also die Manichäer aus dem Grunde glauben, er habe auf Erden keine Mutter und keine Ahnen gehabt, weil er sagte (Mt. 12,48): Was habe ich für eine Mutter, was habe ich für Brüder?, dann fehlt nur noch, dass sie behaupten, auch seine Jünger, denen er in seiner eigenen Person dieses Beispiel darbot, damit sie das Band der irdischen Verwandtschaft geringachteten, hätten keine Väter gehabt, weil er ihnen sagte (Mt. 23,9): Bezeichnet keinen als euren Vater auf Erden, euer einziger Vater ist nämlich Gott! Was er ihnen in Bezug auf die Väter zeigte, dasselbe machte er ihnen also auch in Bezug auf die Mutter und die Brüder und in vielen anderen Dingen vor, in denen er geruhte, sich uns selber darzubieten, damit wir ihm ähnlich würden, und uns vorauszugehen, damit wir ihm folgten.
Achten wir also darauf, wie der Mann, der schon bei dem Argument, das er als das entscheidende ansieht, eine solche Niederlage erleidet, bei den übrigen Argumenten zu Boden geht und Deckung sucht: er behauptet ja, dass man den Aposteln, die nicht nur die Botschaft seiner göttlichen, sondern auch seiner menschlichen Geburt verkündeten, deswegen keinen Glauben schenken dürfe, weil sie sich ihm erst später als jungem Mann anschlossen, und weder Augenzeugen seiner Geburt waren, noch sagten, dass sie das von ihm selber gehört hätten. Warum aber glauben sie dann dem Johannes, wenn er sagt (Joh. 1,1 ff.): Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort; dies war am Anfang bei Gott; und alles ist durch Es geschaffen worden und nichts ist ohne Es geschaffen worden usw., was alles ihre Zustimmung findet, obwohl sie es nicht begreifen? Sie mögen erklären, wo Johannes dies gesehen hat, oder wo er gesagt hat, dass er es vom Herrn selber gehört habe! Was immer sie als Quelle angeben, aus der Johannes dies habe wissen können, aus derselben Quelle, glauben wir, konnten auch alle Verkünder der Geburt Christi das wissen, was sie verkündet haben. Als nächstes frage ich, worauf sie den Glauben gründen, dass der Herr gesagt habe (Mt. 12,48): Was habe ich für eine Mutter, was für Brüder? Wenn darauf, weil der Evangelist es berichtet hat, warum glauben sie ihm dann nicht auch folgendes (cf. Mt. 12,46): Seine Mutter und seine Brüder suchten ihn. Wenn er aber das frei erfunden haben soll, was sie ihm nicht glauben wollen, warum glauben sie ihm dann, dass Christus gesagt hat, was sie nicht begreifen wollen?
Als nächstes: Wenn Matthaeus nicht wissen konnte, dass Christus geboren wurde, weil er sich ihm erst anschloss, als dieser bereits ein junger Mann war, woher konnte dann Mani als so Spätgeborener wissen, dass Christus nicht geboren wurde? Sie werden sagen: Der Heilige Geist wusste das, der in Mani war. Allerdings hätte der Heilige Geist die Wahrheit gesagt, wenn er es gewesen wäre. Doch warum überhaupt glauben wir, was Christus betrifft, nicht eher seinen Jüngern, die auch körperlich mit ihm in Verbindung standen, die es also nicht nur durch den Heiligen Geist, den Christus selbst ihnen geschickt hatte, erfahren konnten, wenn hinter menschlichen Dingen etwas Verborgenes lag, sondern, da die Erinnerung noch frisch, ja gegenwärtig war, die Abstammung Christi dem Fleische nach und seine ganze Herkunft allein kraft ihrer menschlichen Denkfähigkeit erschliessen konnten. Und trotzdem werden die Apostel als blinde und taube Zeugen bezeichnet. O wärest du selber doch nicht nur blind und taub gewesen, damit du solch unsinniges und gotteslästerliches Zeug nicht kennengelernt hättest, sondern dazu noch stumm, damit du es nicht hättest aussprechen können!