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Reply to Faustus the Manichaean
79.
Let no one, then, be so daring as to make rash charges against men, not to say against God. If the service of the ministers of the Old Testament, who were also heralds of the New, consisted in putting sinners to death, and that of the ministers of the New Testament, who are also interpreters of the Old, in being put to death by sinners, the service in both cases is rendered to one God, who, varying the lesson to suit the times, teaches both that temporal blessings are to be sought from Him, and that they are to be forsaken for Him, and that temporal distress is both sent by Him and should be endured for Him. There was, therefore, no cruelty in the command, or in the action of Moses, when, in his holy jealousy for his people, whom he wished to be subject to the one true God, on learning that they had fallen away to the worship of an idol made by their own hands, he impressed their minds at the time with a wholesome fear, and gave them a warning for the future, by using the sword in the punishment of a few, whose just punishment God, against whom they had sinned, appointed in the depth of His secret judgment to be immediately inflicted. That Moses acted as he did, not in cruelty, but in great love, may be seen from the words in which he prayed for the sins of the people: "If Thou wilt forgive their sin, forgive it; and if not, blot me out of Thy book." 1 The pious inquirer who compares the slaughter with the prayer will find in this the clearest evidence of the awful nature of the injury done to the soul by prostitution to the images of devils, since such love is roused to such anger. We see the same in the apostle, who, not in cruelty, but in love, delivered a man up to Satan for the destruction of the flesh, that the spirit might be saved in the day of the Lord Jesus. 2 Others, too, he delivered up, that they might learn not to blaspheme. 3 In the apocryphal books of the Manichaeans there is a collection of fables, published by some unknown authors under the name of the apostles. The books would no doubt have been sanctioned by the Church at the time of their publication, if holy and learned men then in life, and competent to determine the matter, had thought the contents to be true. One of the stories is, that the Apostle Thomas was once at a marriage feast in a country where he was unknown, when one of the servants struck him, and that he forthwith by his curse brought a terrible punishment on this man. For when he went out to the fountain to provide water for the guests, a lion fell on him and killed him, and the hand with which he had given a slight blow to the apostle was torn off, in fulfillment of the imprecation, and brought by a dog to the table at which the apostle was reclining. What could be more cruel than this? And yet, if I mistake not, the story goes on to say, that the apostle made up for the cruelty by obtaining for the man the blessing of pardon in the next world; so that, while the people of this strange country learned to fear the apostle as being so dear to God, the man's eternal welfare was secured in exchange for the loss of this mortal life. It matters not whether the story is true or false. At any rate, the Manichaeans, who regard as genuine and authentic books which the canon of the Church rejects, must allow, as shown in the story, that the virtue of patience, which the Lord enjoins when He says, "If any one smite thee on the right cheek, turn to him thy left also," may be in the inward disposition, though it is not exhibited in bodily action or in words. For when the apostle was struck, instead of turning his other side to the man, or telling him to repeat the blow, he prayed to God to pardon his assailant in the next world, but not to leave the injury unpunished at the time. Inwardly he preserved a kindly feeling, while outwardly he wished the man to be punished as an example. As the Manichaeans believe this, rightly or wrongly, they may also believe that such was the intention of Moses, the servant of God, when he cut down with the sword the makers and worshippers of the idol; for his own words show that he so entreated for pardon for their sin of idolatry as to ask to be blotted out of God's book if his prayer was not heard. There is no comparison between a stranger being struck with the hand, and the dishonor done to God by forsaking Him for an idol, when He had brought the people out of the bondage of Egypt, had led them through the sea, and had covered with the waters the enemy pursuing them. Nor, as regards the punishment, is there any comparison between being killed with the sword and being torn in pieces by wild beasts. For judges in administering the law condemn to exposure to wild beasts worse criminals than are condemned to be put to death by the sword.
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Gegen Faustus
79.
Was lassen wir uns also zu unüberlegten Vorwürfen hinreissen! Und wenn schon, dann wenigstens gegen die Menschen, nicht gegen Gott! Zwar dienten die Sachwalter des Alten und gleichzeitig Propheten des Neuen Testaments Gott damit, dass sie Sünder umbrachten, die Sachwalter des Neuen und gleichzeitig Deuter des Alten Testaments dagegen damit, dass sie durch Sünder den Tod fanden, doch dienten beide dem einen Gott, der in gegensätzlichen, aber sich ergänzenden Zeiten lehrte, dass die zeitlichen Güter einerseits von ihm zu erbitten, anderseits seinetwegen zu verachten sind, dass zeitliche Mühsal einerseits von ihm angeordnet werden kann, anderseits seinetwegen ertragen werden muss. Was hat also Moses Grausames befohlen oder getan, wenn er, der einen heiligen Eifer für das ihm anvertraute Volk entfaltete und vom Wunsch beseelt war, dass es sich dem einen wahren Gott unterwerfe, der nun aber erkennen musste, (cf. Exod. 32,18), dass es bis zum Herstellen und Anbeten von Götzenbildern herabgesunken war und sein schamloses Herz den Dämonen prostituiert hatte, einige wenige (?) von ihnen mit dem Schwert hinrichten liess (ib. 27 f.), die doch Gott selbst, den jene beleidigt hatten, in der Tiefe und im Geheimnis seines Urteils dieser Strafe zuführen wollte, womit er für die Gegenwart einen heilsamen Schrecken auslöste, für die Zukunft aber einen unverbrüchlichen Massstab festlegte! Dass nämlich Moses das, was er tat, ohne jede Grausamkeit, vielmehr aus grosser Liebe tat, kann doch jeder aus seinen Worten erschliessen, mit denen er Fürbitte für ihre Sünde einlegte, (exod. 32,32): Wenn du ihnen die Sünde erlassen willst, erlasse sie; wenn nicht, streiche mich aus deinem Buch! Jeder vernünftige und gottesfürchtige Interpret, der jene Tötung und diese Fürbitte miteinander vergleicht, erkennt doch gleich, und er erkennt es in aller Klarheit, welch grosses Unheil es für die Seele bedeuten muss, mit Abbildern der Dämonen Unzucht zu treiben, wenn jemand, der solche Liebe besitzt, in solche Wut gerät. Ebenso klar ist, dass der Apostel nicht aus Grausamkeit, sondern aus Liebe den Menschen dem Satan auslieferte, zum Verderben seines Fleisches, damit sein Geist gerettet wird am Tag des Herrn Jesus (cf. I Kor. 5,5). Auch andere übergab er dem Satan, damit sie lernten, Gott nicht mehr zu lästern (cf. I Tim. 1,20). Nun lesen die Manichäer apokryphe Schriften, die von irgendwelchen Fabelschustern unter dem Namen der Apostel verfasst wurden, Schriften, die zur Zeit ihrer Verfasser gewiss für würdig befunden worden wären, in die autorisierte Liste der Heiligen Kirche aufgenommen zu werden, wenn die heiligen und gelehrten Männer, die damals noch auf Erden weilten und solche Erzeugnisse überprüfen konnten, ihre Aussagen als wahr erkannt hätten. Dort aber lesen sie, dass der Apostel Thomas, der als fremder und völlig unbekannter Gast an einem Hochzeitsmahl teilgenommen habe, von einem Saaldiener geohrfeigt worden sei, worauf er ihm eine sofortige und grausame Bestrafung angewünscht habe (cf. Act.Thom. 8). Und tatsächlich sei dieser dann, als er zum Brunnen hinausging, um Wasser für die Tischgesellschaft zu holen, von einem Löwen angefallen und getötet worden, und ein Hund habe darauf seine vom Körper abgetrennte Hand, mit der er das Haupt des Apostels nur leicht getroffen hatte, - immer nach dem Wortlaut jenes Apostels, der den Wunsch und die Verfluchung ausgesprochen hatte, in den Speisesaal zurückgebracht, in dem der Apostel zu Tisch lag. Könnte man sich eine grausamere Geschichte als diese ausdenken? Weil nun aber an der Stelle, wenn ich mich nicht täusche, auch noch vermerkt ist, dass der Apostel für jenen Diener Gnade im zukünftigen Leben erbeten habe, wurde die Grausamkeit mehr als kompensiert durch ihre positive Auswirkung, indem durch dieses furchterregende Ereignis einerseits jenen Menschen, die Thomas nicht kannten, deutlich gemacht wurde, in welch hohem Ansehen der Apostel bei Gott stand, anderseits für den Diener nach seinem irdischen Leben, das so oder so einmal enden würde, in alle Ewigkeit vorgesorgt war. Ob jene Geschichte wahr oder erfunden ist, interessiert mich in diesem Zusammenhang nicht. Gewiss aber zwingt sie die Manichäer, die jene aus dem kirchlichen Kanon ausgeschlossenen Schriften für wahr und unverfälscht halten, wenigstens zum Eingeständnis, dass die Tugend der Duldsamkeit, die uns der Herr mit den Worten lehrt (Mt. 5,39): Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, halte ihm auch die linke hin, in der Einstellung des Herzens sehr wohl vorhanden sein kann, auch wenn sie in den körperlichen Handlungen oder im gesprochenen Wort nicht zum Ausdruck kommt. Denn der geohrfeigte Apostel zog es ja vor, Gott zu bitten, den gewalttätigen Menschen im zukünftigen Leben zu schonen, seine Gewalttat im gegenwärtigen aber nicht ungerächt zu lassen, statt dem Schläger die andere Seite darzubieten oder ihn zu einem zweiten Schlag aufzufordern. Gewiss empfand er in seinem Innern ein Gefühl der Liebe, nach aussen aber verlangte er eine exemplarische Bestrafung. Sei die Geschichte nun wahr oder erfunden, warum wollen die Manichäer nicht glauben, dass auch Moses, der Diener Gottes, die Erbauer und Verehrer der Götzenstatue in dieser Absicht dem Schwert auslieferte (cf. Exod. 32,27), da doch auch aus seinen Worten klar genug hervorgeht, wie flehentlich er um Nachlass jener Sünde bat, sodass er gar aus dem Buch Gottes gestrichen sein wollte, wenn seine Bitte nicht erfüllt würde (ib. 32). Welch ein Unterschied übrigens zwischen einem Menschen, der als Unbekannter geohrfeigt wurde, und Gott, der das Volk aus der Sklaverei in Ägypten befreite, es durch das geteilte Meer hindurchführte, die Feinde auf ihrer Verfolgung mit den Wassermassen zudeckte, und nachher zugunsten einer Götterstatue im Stich gelassen und missachtet wurde! Vergleicht man umgekehrt die Strafen, welch ein Unterschied ist es, mit dem Schwert getötet oder von wilden Tieren zerfetzt und zerfleischt zu werden! Auch die Richter, die den staatlichen Gesetzen verpflichtet sind, lassen ja gröbere Missetäter eher den wilden Tieren vorwerfen als mit dem Schwert hinrichten.