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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
10. Kapitel. In welcher Weise die Natur die Gegenwart Gottes verkündet.
Wenn man jedoch, wie ich vorhin schon sagte, von all dem absieht, dann gibt es jene anderen Dinge, die zwar aus demselben materiellen Stoff geformt sind, aber vor unsere Sinne hintreten mit der Bestimmung, uns eine göttliche Botschaft zu bringen. Sie heißen im eigentlichen Sinne Zeichen und Wunder. Doch tritt nicht in jedem Geschehen, das eine uns von Gott dem Herrn geschickte Botschaft ist, Gott in eigener Person uns entgegen. Wenn er es tut, dann bedient er sich zum Erweis seiner Gegenwart das eine Mal eines Engels, das andere Mal einer Gestalt, die kein Engel ist, aber doch von einem Engel vorbereitet und besorgt wird. Wenn S. 124 er uns in einer Gestalt begegnet, die kein Engel ist, dann ist es wiederum manchmal ein schon vorher existierender, für diesen Zweck einer Änderung unterworfener und verwendeter Körper; manchmal aber entsteht er erst hierfür und vergeht nachher wieder. Auch wenn Menschen eine Botschaft von Gott bringen, verkünden sie manchmal in ihrem Namen Worte Gottes, so, wenn sie vorher bemerken: „Der Herr sagt“, oder: „Das sagt der Herr“,1 oder etwas Ähnliches. Manchmal schicken sie kein solches Wort voraus und nehmen daher selber die Persönlichkeit Gottes an. So ist es in dem Psalmvers: „Einsicht werde ich dir geben und dich auf den Weg stellen, auf dem du gehen wirst.“2 So wird dem Propheten die Aufgabe, nicht nur in Worten, sondern auch in Handlungen die Persönlichkeit Gottes zu verkünden, auf daß er ihn in der Erfüllung seines Prophetentums vertrete, wie ihn jener vertrat, der sein Kleid in zwölf Teile zerriß und zehn hiervon dem Knechte des Königs Salomon gab, dem zukünftigen König Israels.3 Manchmal wurde auch eine vom Propheten verschiedene, im Reiche der irdischen Dinge schon bestehende Wirklichkeit für die Verkündigung einer göttlichen Botschaft verwendet. So machte es Jakob, als er von seinem Traumgesichte erwachte, mit dem Steine, den er im Schlafe unter seinem Haupte gehabt hatte.4 Bisweilen wird für diesen Zweck auch eine Erscheinung gebildet, die entweder für kurze Zeit Bestand haben soll — so war es mit der ehernen Schlange, die in der Wüste erhöht wurde,5 so ist es mit Schriftzeichen — oder wieder vergehen soll, wenn sie ihren Zweck erfüllt hat. So wird das Brot, welches für das Sakrament gebacken wurde, mit dem Empfang des Sakramentes aufgebraucht.
20. Weil jedoch alle diese Dinge den Menschen bekannt sind, da sie durch Menschen geschehen, so S. 125 erweist man ihnen vielleicht als religiösen Zeichen Ehrerbietung, nicht aber erregen sie Staunen wie Wunderzeichen. Daher kommen uns die Werke, die durch Engel geschehen, um so wunderbarer vor, je schwieriger und unverständlicher sie uns sind. Für sie selber freilich sind sie verständlich und leicht, es sind ja ihre Werke. Der Engel spricht im Namen Gottes in den Worten: „Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs“,6 nachdem die Schrift erzählt hatte: „Es erschien ihm ein Engel des Herrn.“7 Es spricht auch ein Mensch im Namen des Herrn, in den Worten: „Höre, mein Volk, ich will zu dir sprechen; Israel, ich will es dir bezeugen: Gott, dein Gott, bin ich.“8 Ein Stab wurde als Sinnbild genommen und durch eines Engels Macht in eine Schlange verwandelt.9 Wenn diese Macht dem Menschen auch fehlt, so ist doch auch vom Menschen ein Stein in ähnlicher Weise als Sinnbild verwendet worden.10 Zwischen dem Tun des Engels und dem Tun des Menschen besteht ein großer Unterschied. Das erste verdient Bewunderung und verlangt Verständnis, das zweite aber verlangt nur Verständnis. Was jedesmal versinnbildet wird, ist vielleicht ein und dasselbe; wodurch es jedoch versinnbildet wird, das ist verschieden. Es ist so, wie wenn der Name des Herrn sowohl mit Gold als auch mit Tinte geschrieben würde; jenes ist kostbarer, diese billiger; was aber beide Male ausgedrückt wird, ist ein und dasselbe. Wenngleich die Schlange, die aus dem Stabe Mosis wurde, das gleiche versinnbildet wie der Stein Jakobs, so ist doch der Stein Jakobs etwas Kostbareres als die Schlangen der Zauberer. Denn wie die Salbung des Steines Christus im Fleische sinnbildet, in dem er mit dem Öl der Freude vor seinen Genossen gesalbt wurde,11 so sinnbildet der in eine Schlange verwandelte Stab eben diesen Christus, sofern er gehorsam wurde bis zum Tode des Kreuzes.12 Daher sagt er: „Wie Moses die Schlange S. 126 in der Wüste erhöhte, so muß der Menschensohn erhöht werden, auf daß jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern das ewige Leben habe“,13 wie jene, welche die in der Wüste erhöhte Schlange anschauten, durch den Schlangenbiß nicht zugrunde gingen. „Unser alter Mensch ist“ nämlich „mit Christus ans Kreuz geheftet, damit unser Sündenleib absterbe“.14 Unter der Schlange ist nämlich der Tod zu verstehen, der von der Schlange im Paradies gewirkt wurde.15 Es handelt sich dabei um jene Ausdrucksweise, die durch die Ursache das Verursachte darstellt. Der Stab wurde also in die Schlange verwandelt, Christus ging in den Tod; die Schlange wurde wieder in den Stab zurückverwandelt, Christus kommt in seiner Ganzheit zur Auferstehung mit seinem Leibe, der die Kirche ist.16 Es wird dies am Ende der Zeiten geschehen, das der Schwanz der Schlange bedeutet, welchen Moses festhielt, auf daß die Schlange wieder in den Stab zurückverwandelt wurde.17 Die Schlangen der Zauberer aber, gleichsam die toten Zeiten, werden, wenn sie nicht an Christus glauben und gleichsam verspeist in seinen Leib eingehen, nicht mit ihm auferstehen können.18 Der Stein Jakobs versinnbildet also, wie gesagt, eine höhere Wirklichkeit als die Schlangen der Zauberer. Die Tat der Zauberer ist indes viel erstaunlicher. Das bedeutet jedoch nicht in der Weise eine Vorentscheidung für die Deutung der versinnbildeten Wirklichkeit, als ob man gewissermaßen den Namen eines Menschen mit Gold, jenen Gottes aber mit Tinte schriebe.
21. Welcher Mensch vermag ferner zu erkennen, wie die Engel, um ihre Botschaft zu versinnbilden, jene Wolken und jenes Feuer bildeten oder annahmen? Dabei steht fest, daß durch jene körperlichen Gestalten der Herr oder der Heilige Geist dargestellt wurde. Ebenso wissen die Kinder nicht, was auf den Altar gelegt wird S. 127 und was nach der frommen Feier genossen wird, aus welchen Elementen oder wie es gewirkt wird, warum es in heiligem Brauch genommen wird. Und wenn sie es nie durch ihre eigene oder durch fremde Erfahrung kennenlernen und niemals jene Gestalten sehen, außer bei der Feier der Geheimnisse, wenn die Darbringung und Hingabe stattfindet, und ihnen mit gewichtigster Autorität gesagt wird, wessen Leib und Blut es ist, dann werden sie nichts anderes glauben, als daß wirklich in jener Gestalt der Herr den Augen der Sterblichen erschienen und aus dieser durchbohrten Seite wirklich jenes Blut geflossen sei.19 Für mich aber ist es durchaus nützlich, meiner Kräfte eingedenk zu bleiben und meine Brüder zu mahnen, daß auch sie ihrer Kräfte eingedenk bleiben, damit nicht die menschliche Schwäche sich weiter vorwagt, als die Sicherheit gestattet. Wie nämlich die Engel diese Werke vollbrachten oder vielmehr wie Gott durch die Engel diese Werke vollbrachte, und zwar, soweit er wollte, auch durch schlechte Engel, sei es durch Zulassung, sei es durch Befehl, sei es durch Zwang, von dem verborgenen Sitze seiner höchsten Herrschaft aus, das vermag ich weder mit der Schärfe der Augen zu durchdringen, noch durch das Selbstvertrauen der Vernunft zu enträtseln, noch durch den Fortschritt des Geistes zu begreifen, so daß ich dann zu allen Fragen, die sich in bezug auf diese Vorgänge stellen lassen, mit der gleichen Sicherheit sprechen könnte, wie wenn ich ein Engel oder ein Prophet oder Apostel wäre. „Die Gedanken der Sterblichen sind ja nichtig und unsere Vorsätze unsicher. Der Leib, der vergeht, beschwert nämlich die Seele, und das irdische Gezelt drückt nieder den vieles sinnenden Geist. Schwer ist es für uns, zu erraten, was auf Erden ist, und was vor den Augen liegt, finden wir mit Mühe. Was aber im Himmel ist, wer kann es erforschen?“20 Weil aber die Schrift fortfährt und sagt: „Wer aber könnte deinen Sinn erkennen, S. 128 wenn du nicht Weisheit gäbest und deinen Geist aus der Höhe schicktest“?,21 wollen wir zwar nicht erforschen, was im Himmel ist, zu welcher Art von Dingen nämlich der Leib der Engel gemäß der ihm eigenen Würde und ihr körperliches Tun gehört; im Geiste des Herrn jedoch, der uns aus der Höhe geschenkt wurde, und in seiner unserem Geiste mitgeteilten Gnade wage ich zuversichtlich zu behaupten, daß weder Gott Vater noch sein Wort noch sein Geist — der eine Gott — in seinem Sein und in seinem Wesen irgendwie wandelbar ist, und daß er daher noch viel weniger sichtbar ist. Es gibt ja Dinge, die wandelbar, jedoch nicht sichtbar sind wie unsere Gedanken, unsere Erinnerungen, unsere Willensbewegungen und jedes unkörperliche Geschöpf. Sichtbar aber ist nichts, was nicht zugleich wandelbar ist.
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Jer. 31, 1 f. ↩
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Ps. 31, 8 [hebr. Ps. 32, 8]. ↩
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3 Kön. 11, 30 f. [= 1 Kön. nach neuerer Zählart]. ↩
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Gen. 28, 18. ↩
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Num. 21, 9. ↩
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Exod. 3, 6. ↩
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Exod. 3, 2. ↩
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Ps. 80, 9. 11 [hebr. Ps. 81, 9. 11]. ↩
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Exod. 7, 10. ↩
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Gen. 28, 18. ↩
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Ps. 44, 8 [hebr. Ps. 45, 8]. ↩
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Phil. 2, 8. ↩
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Joh. 3, 14 f. ↩
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Röm. 6, 6. ↩
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Gen. 3. ↩
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Kol. 1, 24. ↩
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Exod. 4, 4. ↩
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Exod. 7, 12. ↩
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Joh. 19, 34. ↩
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Weish. 9, 14―16. ↩
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Weish. 9, 17. ↩
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The Fifteen Books of Aurelius Augustinus, Bishop of Hippo, on the Trinity
Chapter 10.--In How Many Ways the Creature is to Be Taken by Way of Sign. The Eucharist.
Excepting, therefore, all these things as I just now said, there are some also of another kind; which, although from the same corporeal substance, are yet brought within reach of our senses in order to announce something from God, and these are properly called miracles and signs; yet is not the person of God Himself assumed in all things which are announced to us by the Lord God. When, however, that person is assumed, it is sometimes made manifest as an angel; sometimes in that form which is not an angel in his own proper being, although it is ordered and ministered by an angel. Again, when it is assumed in that form which is not an angel in his own proper being; sometimes in this case it is a body itself already existing, assumed after some kind of change, in order to make that message manifest; sometimes it is one that comes into being for the purpose, and that being accomplished, is discarded. Just as, also, when men are the messengers, sometimes they speak the words of God in their own person, as when it is premised, "The Lord said," or, "Thus saith the Lord," 1 or any other such phrase, but sometimes without any such prefix, they take upon themselves the very person of God, as e.g.: "I will instruct thee, and teach thee in the way wherein thou shalt go:" 2 so, not only in word, but also in act, the signifying of the person of God is imposed upon the prophet, in order that he may bear that person in the ministering of the prophecy; just as he, for instance, bore that person who divided his garment into twelve parts, and gave ten of them to the servant of King Solomon, to the future king of Israel. 3 Sometimes, also, a thing which was not a prophet in his own proper self, and which existed already among earthly things, was assumed in order to signify this; as Jacob, when he had seen the dream, upon waking up did with the stone, which when asleep he had under his head. 4 Sometimes a thing is made in the same kind, for the mere purpose; so as either to continue a little while in existence, as that brazen serpent was able to do which was lifted up in the wilderness, 5 and as written records are able to do likewise; or so as to pass away after having accomplished its ministry, as the bread made for the purpose is consumed in the receiving of the sacrament.
20. But because these things are known to men, in that they are done by men, they may well meet with reverence as being holy things, but they cannot cause wonder as being miracles. And therefore those things which are done by angels are the more wonderful to us, in that they are more difficult and more known; but they are known and easy to them as being their own actions. An angel speaks in the person of God to man, saying, "I am the God of Abraham, and the God of Isaac, and the God of Jacob;" the Scripture having said just before, "The angel of the Lord appeared to him." 6 And a man also speaks in the person of God, saying, "Hear, O my people, and I will testify unto thee, O Israel: I am the Lord thy God." 7 A rod was taken to serve as a sign, and was changed into a serpent by angelical power; 8 but although that power is wanting to man, yet a stone was taken also by man for a similar sign. 9 There is a wide difference between the deed of the angel and the deed of the man. The former is both to be wondered at and to be understood, the latter only to be understood. That which is understood from both, is perhaps one and the same; but those things from which it is understood, are different. Just as if the name of God were written both in gold and in ink; the former would be the more precious, the latter the more worthless; yet that which is signified in both is one and the same. And although the serpent that came from Moses' rod signified the same thing as Jacob's stone, yet Jacob's stone signified something better than did the serpents of the magicians. For as the anointing of the stone signified Christ in the flesh, in which He was anointed with the oil of gladness above His fellows; 10 so the rod of Moses, turned into a serpent, signified Christ Himself made obedient unto death, even the death of the cross. 11 Whence it is said, "And as Moses lifted up the serpent in the wilderness, even so must the Son of man be lifted up, that whosoever believeth in Him should not perish, but have everlasting life;" 12 just as by gazing on that serpent which was lifted up in the wilderness, they did not perish by the bites of the serpents. For "our old man is crucified with Him, that the body of sin might be destroyed." 13 For by the serpent death is understood, which was wrought by the serpent in paradise, 14 the mode of speech expressing the effect by the efficient. Therefore the rod passed into the serpent, Christ into death; and the serpent again into the rod, whole Christ with His body into the resurrection; which body is the Church; 15 and this shall be in the end of time, signified by the tail, which Moses held, in order that it might return into a rod. 16 But the serpents of the magicians, like those who are dead in the world, unless by believing in Christ they shall have been as it were swallowed up by, 17 and have entered into, His body, will not be able to rise again in Him. Jacob's stone, therefore, as I said, signified something better than did the serpents of the magicians; yet the deed of the magicians was much more wonderful. But these things in this way are no hindrance to the understanding of the matter; just as if the name of a man were written in gold, and that of God in ink.
21. What man, again, knows how the angels made or took those clouds and fires in order to signify the message they were bearing, even if we supposed that the Lord or the Holy Spirit was manifested in those corporeal forms? Just as infants do not know of that which is placed upon the altar and consumed after the performance of the holy celebration, whence or in what manner it is made, or whence it is taken for religious use. And if they were never to learn from their own experience or that of others, and never to see that species of thing except during the celebration of the sacrament, when it is being offered and given; and if it were told them by the most weighty authority whose body and blood it is; they will believe nothing else, except that the Lord absolutely appeared in this form to the eyes of mortals, and that that liquid actually flowed from the piercing of a side 18 which resembled this. But it is certainly a useful caution to myself, that I should remember what my own powers are, and admonish my brethren that they also remember what theirs are, lest human infirmity pass on beyond what is safe. For how the angels do these things, or rather, how God does these things by His angels, and how far He wills them to be done even by the bad angels, whether by permitting, or commanding, or compelling, from the hidden seat of His own supreme power; this I can neither penetrate by the sight of the eyes, nor make clear by assurance of reason, nor be carried on to comprehend it by reach of intellect, so as to speak thereupon to all questions that may be asked respecting these matters, as certainly as if I were an angel, or a prophet, or an apostle. "For the thoughts of mortal men are miserable, and our devices are but uncertain. For the corruptible body presseth down the soul, and the earthly tabernacle weigheth down the mind, that museth upon many things. And hardly do we guess aright at things that are upon earth, and with labor do we find the things that are before us; but the things that are in heaven, who hath searched out?" But because it goes on to say, "And Thy counsel who hath known, except Thou give wisdom, and send Thy Holy Spirit from above;" 19 therefore we refrain indeed from searching out the things which are in heaven, under which kind are contained both angelical bodies according to their proper dignity, and any corporeal action of those bodies; yet, according to the Spirit of God sent to us from above, and to His grace imparted to our minds, I dare to say confidently, that neither God the Father, nor His Word, nor His Spirit, which is the one God, is in any way changeable in regard to that which He is, and whereby He is that which He is; and much less is in this regard visible. Since there are no doubt some things changeable, yet not visible, as are our thoughts, and memories, and wills, and the whole incorporeal creature; but there is nothing that is visible that is not also changeable.