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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
1. Kapitel. Was Augustinus vom Leser und von sich selbst verlangt. In Gott gibt es keine Veränderung und keine Materie.
S. 187 1. Ich beginne nun jene Wirklichkeit darzustellen, die von keinem Menschen, bestimmt nicht von uns ganz so dargestellt werden kann, wie wir sie denken — freilich weiß sich auch schon unser Denken, wenn wir über Gott die Dreieinigkeit nachsinnen, dem Gegenstande ganz und gar nicht gewachsen; es vermag ihn nicht zu erfassen, wie er ist, sondern vielmehr vermögen auch solche Köpfe, wie der Apostel Paulus auf diesem Gebiete einer ist, ihn nur „ im Spiegel und in Rätseln“1 zu schauen. Deshalb will ich zunächst den Herrn unseren Gott selbst, an den wir immer denken sollen, über den wir nie würdig denken können, dem immerfort Lob und S. 188 Preis zu entrichten ist,2 und den auszusprechen keine Sprache genügt, um Hilfe bitten für das Verständnis und die Erklärung meines Themas und um Verzeihung für meine Mängel. Ich bin nämlich eingedenk nicht nur meines guten Willens, sondern auch meiner Ohnmacht. Ich bitte auch meine Leser um Nachsicht, wenn sie merken, daß mein Wollen größer war als mein Können, sei es, daß sie selbst die Sache besser verstehen oder daß ihnen die Schwierigkeit meiner Darstellung das Verständnis versperrt. Auf der anderen Seite werde ich es ihnen nachsehen, wenn sie wegen ihrer geistigen Schwerfälligkeit nichts verstehen können.
2. Leichter aber wird uns diese gegenseitige Nachsicht fallen, wenn wir beachten oder in unerschütterlichem Glauben festhalten, daß die Aussagen über die unwandelbare, unsichtbare, höchst lebendige, sich selbst genügende Natur nicht nach unseren gewohnten Anschauungen von den sichtbaren, wandelbaren, sterblichen und mangelhaften Dingen gemessen werden dürfen. Nun haben wir zwar schon unsere Not und fühlen wir unser Unvermögen, wenn wir die Dinge, die unseren körperlichen Sinnen naheliegen oder die Wirklichkeit unseres inneren Menschen ausmachen, wissenschaftlich begreifen wollen. Trotzdem ist es jedoch keine Ehrfurchtslosigkeit, wenn wir uns von der gläubigen Frömmigkeit für die über uns liegende göttliche, unaussprechliche Wirklichkeit entflammen lassen; diese Frömmigkeit wird ja nicht aufgeblasen von stolzem Pochen auf die eigene Kraft, sondern entzündet von der Gnade des Schöpfers und Erlösers selbst. Mit welcher Kraft der Vernunft sollte der Mensch denn auch Gott fassen, solange er seine eigene Vernunft, mit der er ihn fassen will, noch nicht faßt? Faßt er sie aber einmal, dann soll er sorgsam beachten, daß in seiner Natur nichts besser ist als seine Vernunft, und zusehen, ob er dort Umrisse von Gestalten, Glanz von Farben, räumliche S. 189 Größe, Nebeneinander von Teilen, Ausdehnung von Masse, örtliche Bewegungen oder Ähnliches sehe. Nichts von all dem finden wir fürwahr in jener Wirklichkeit, in der wir den besten Teil unserer Natur finden, das heißt in unserer Vernunft, mit der wir die Weisheit fassen, soweit wir Fassungskraft haben. Was wir nun in dem besten Teil von uns nicht finden, dürfen wir in jener Wirklichkeit nicht suchen, die viel besser ist als der beste Teil von uns. So müssen wir uns, wenn wir es vermögen und so gut wir es vermögen, Gott denken als ohne Eigenschaft gut, als groß ohne Größe, als Schöpfer ohne Bedürftigkeit, als ohne Sitz vorsitzend, als alles zusammenhaltend ohne äußere Gestalt, als überall seiend ohne örtliche Bestimmtheit, als immer dauernd ohne Zeit, als Schöpfer der wandelbaren Dinge ohne Wandlung seiner selbst, als ein Wesen ohne Leiden. Wer so von Gott denkt, kann er auch sein Wesen noch nicht völlig ergründen, bewahrt sich doch in frommer Gesinnung vor der Gefahr, soweit er dazu überhaupt imstande ist, von Gott etwas anzunehmen, was er nicht ist.
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The Fifteen Books of Aurelius Augustinus, Bishop of Hippo, on the Trinity
Chapter 1.--What the Author Entreats from God, What from the Reader. In God Nothing is to Be Thought Corporeal or Changeable.
1. Beginning, as I now do henceforward, to speak of subjects which cannot altogether be spoken as they are thought, either by any man, or, at any rate, not by myself; although even our very thought, when we think of God the Trinity, falls (as we feel) very far short of Him of whom we think, nor comprehends Him as He is; but He is seen, as it is written, even by those who are so great as was the Apostle Paul, "through a glass and in an enigma:" 1 first, I pray to our Lord God Himself, of whom we ought always to think, and of whom we are not able to think worthily, in praise of whom blessing is at all times to be rendered, 2 and whom no speech is sufficient to declare, that He will grant me both help for understanding and explaining that which I design, and pardon if in anything I offend. For I bear in mind, not only my desire, but also my infirmity. I ask also of my readers to pardon me, where they may perceive me to have had the desire rather than the power to speak, what they either understand better themselves, or fail to understand through the obscurity of my language, just as I myself pardon them what they cannot understand through their own dullness.
2. And we shall mutually pardon one another the more easily, if we know, or at any rate firmly believe and hold, that whatever is said of a nature, unchangeable, invisible and having life absolutely and sufficient to itself, must not be measured after the custom of things visible, and changeable, and mortal, or not self-sufficient. But although we labor, and yet fail, to grasp and know even those things which are within the scope of our corporeal senses, or what we are ourselves in the inner man; yet it is with no shamelessness that faithful piety burns after those divine and unspeakable things which are above: piety, I say, not inflated by the arrogance of its own power, but inflamed by the grace of its Creator and Saviour Himself. For with what understanding can man apprehend God, who does not yet apprehend that very understanding itself of his own, by which he desires to apprehend Him? And if he does already apprehend this, let him carefully consider that there is nothing in his own nature better than it; and let him see whether he can there see any outlines of forms, or brightness of colors, or greatness of space, or distance of parts, or extension of size, or any movements through intervals of place, or any such thing at all. Certainly we find nothing of all this in that, than which we find nothing better in our own nature, that is, in our own intellect, by which we apprehend wisdom according to our capacity. What, therefore, we do not find in that which is our own best, we ought not to seek in Him who is far better than that best of ours; that so we may understand God, if we are able, and as much as we are able, as good without quality, great without quantity, a creator though He lack nothing, ruling but from no position, sustaining all things without "having" them, in His wholeness everywhere, yet without place, eternal without time, making things that are changeable, without change of Himself, and without passion. Whoso thus thinks of God, although he cannot yet find out in all ways what He is, yet piously takes heed, as much as he is able, to think nothing of Him that He is not.