9. Kapitel. Die verschiedenen bei der Vorstellung geformten Bilder des Wahrnehmungsgegenstandes.
16. Wenn wir also bei dieser Zergliederung mit der Gestalt des Körpers beginnen und bis zur Gestalt gelangen, die im Blicke des Denkenden entsteht, dann finden sich vier Gestalten, gleichsam stufenweise eine aus der anderen sich ableitend, die zweite von der ersten, die dritte von der zweiten, die vierte von der dritten. Von der Gestalt des Körpers, der gesehen wird, entsteht nämlich die Gestalt, die im Sinne des Schauenden wird, und von dieser jene, die im Gedächtnis wird, und von dieser jene, die in der Sehkraft des Denkenden wird. Sonach verbindet der Wille dreimal gleichsam den Erzeuger mit dem Sprossen, erstens die Gestalt des Körpers mit jener, die diese im Leibessinne erzeugt, und diese wiederum mit jener, die aus ihr im Gedächtnis entsteht, und diese drittens mit derjenigen, die aus ihr im Blicke des Denkenden geboren wird. Die mittlere S. 122 Einung aber, die zweite also, ist der ersten, obgleich sie nachbarlicher ist, nicht so ähnlich wie die dritte. Schauungen nämlich sind es zwei, eine beim Wahrnehmen und eine beim Denken. Damit aber die im Denken sich vollziehende Schau geschehen kann, entsteht im Gedächtnis aus der beim Wahrnehmen sich vollziehenden Schau ein Bild, zu dem sich die Sehkraft der Seele beim Denken so hinwendet, wie sich die Sehkraft der Augen beim Sehen dem Körper zuwendet. Deshalb wollte ich in diesem Bereiche zwei Dreiheiten namhaft machen: die eine, da die Schau des Wahrnehmenden vom Körper geformt wird, die andere, da die Schau des Denkenden vom Gedächtnis geformt wird. Die mittlere hingegen wollte ich nicht vorlegen, weil man hier nicht von Schau zu sprechen pflegt, wenn dem Gedächtnis die Form anvertraut wird, die im Sinne des Sehenden entsteht. Überall jedoch erscheint der Wille nur als Einiger gleichsam des Erzeugers und des Sprosses. Und deshalb kann er, von wo immer er ausgeht, nicht Erzeuger und nicht Sproß genannt werden.