Kap. 6. Als Gegenstück will Cyprian seinem Freunde die Verkommenheit der heidnischen Welt vorhalten. Wie von einer hohen Warte aus läßt er ihn zuerst die blutigen Greuel sehen, die Raub, Mord und Krieg allenthalben anrichten.
Und damit nun noch deutlicher die Wahrheit an den Tag kommt und die Zeichen der göttlichen Gnade offenbar werden, will ich dir ein Licht zur Erkenntnis geben, will ich den Schleier über den Übeln lüften und die Finsternis aufhellen, von der die Welt umhüllt ist. Stelle dir vor, du seiest für kurze Zeit auf den hochragenden Gipfel eines steilen Berges entrückt! Betrachte dir von hier aus das Bild der Dinge unter dir, laß deine Augen nach allen Seiten schweifen und sieh dir, selbst von jeder irdischen Berührung frei, die Wirbel an, in denen sich die hin- und herwogende Welt bewegt! Da wirst auch du zugleich von Mitleid mit der Welt ergriffen werden und, an dich erinnert und dankbarer gegen Gott gestimmt, wirst du dir mit um so größerer Freude dazu Glück wünschen, daß du glücklich entronnen bist. Sieh nur, wie die Straßen von Wegelagerern versperrt, wie die Meere von Seeräubern besetzt und wie Kriege mit dem blutigen Greuel des Lagerlebens über alle Länder verbreitet sind! Es trieft die ganze Erde von gegenseitigem Blutvergießen; und begeht der einzelne einen Mord, so ist es ein Verbrechen; Tapferkeit aber nennt man es, wenn das Morden im Namen des Staates geschieht. Nicht Unschuld ist der Grund, der dem Frevel Straflosigkeit sichert, sondern die Größe der Grausamkeit.