Kap. 1. Die für das christliche Leben unentbehrliche Zucht des Herrn wird auch von den Priestern nicht aus Haß, sondern aus Liebe geübt.
S. 62 Die Zucht, die Hüterin der Hoffnung, die Bewahrerin des Glaubens, die Führerin auf dem Wege des Heils, die Erweckerin und Nährerin eines guten Herzens, die Lehrmeisterin der Tugend, bewirkt es, daß wir stets in Christus bleiben und beständig Gott leben, daß wir zu den himmlischen Verheißungen und göttlichen Belohnungen gelangen. Ihr zu folgen ist ebenso heilsam, wie es todbringend ist, von ihr sich abzuwenden und sie zu vernachlässigen. In den Psalmen spricht der Heilige Geist: „Bewahret die Zucht, damit nicht etwa der Herr zürne und ihr abseits vom rechten Wege zugrunde gehet, wenn sein Zorn schnell über euch ent-brenntl"1 Und wiederum: „Zu dem Sünder aber sagt Gott: "Wozu verkündigst du meine Rechtfertigung und nimmst meinen Bund in deinen Mund? Du aber hassest die Zucht und hast meine Worte hinter dich geworfen"2 . Und abermals lesen wir: „Wer die Zucht verwirft, ist unselig"3 . Auch von Salomo haben wir Gebote der Weisheit empfangen, die da mahnt: „Mein Sohn, vernachlässige nicht die Zucht Gottes und falle nicht ab, wenn du von ihm gezüchtigt wirst! Denn wen Gott lieb hat, den züchtigt er"4 . Wenn aber Gott den züchtigt, den er lieb hat, und nur deshalb züchtigt, um zu bessern, so hegen auch die Brüder und besonders die Priester nicht Haß, sondern Liebe gegen solche, die sie züchtigen, um sie zu bessern. Hat doch auch Gott durch S. 63 Jeremias vorausverkündigt und auf unsere Zeiten hingewiesen mit den Worten:" Und ich will euch Hirten geben nach meinem Herzen, und sie werden euch weiden, indem sie euch weiden mit Zucht"5 .