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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Hilaire de Poitiers (315-367) De Trinitate Zwölf Bücher über die Dreieinigkeit (BKV)
Fünftes Buch

17. Der Sohn ist in derjenigen Weise den Vätern erschienen, wie er ohne Schaden für sein Wesen geboren wurde.

S. 235 Die Geheimnisse himmlischer Erbarmung1 zerstören nicht die wirkliche Wahrheit des Wesens; aber auch die Erscheinungen von Heiligen,2 die sich dem Schauen des Glaubens anpassen, untergraben nicht den Glauben. Die Geheimnisse des Gesetzes sind nämlich Vorbilder3 für das Geheimnis der Offenbarung in den Evangelien, so daß also der Patriarch sehe und glaube, was der Apostel schaut und lehrt. Denn da das Gesetz der Schatten der zukünftigen Dinge ist,4 so bietet das Bild des Schattens den Ausdruck für das wirkliche Vorhandensein eines Körpers.

Als Gott wird derjenige in Menschengestalt gesehen und geglaubt und angebetet, der in der Fülle der Zeit5 als Mensch geboren werden sollte. Denn um gesehen zu werden, wird die Erscheinung der im Vorbild dargestellten Wahrheit angenommen. Damals aber ist Gott nur in Menschengestalt erschienen, nicht aber geboren worden; bald ist er, als was er erschien, auch geboren worden. Um die Wirklichkeit seiner Geburt (im Glauben anzuerkennen), dafür ist die Vertrautheit mit der Gestalt von Vorteil, die zur Betrachtung der Gestalt angenommen wurde. Dort wird die Menschengestalt von Gott angenommen, um nach der Schwachheit unseres Wesens sichtbar zu werden; hier wird zugunsten der Schwachheit unseres Wesens geboren, was (damals) erschien. Der Schatten nimmt einen Leib an, die Gestalt Wirklichkeit, die Erscheinung Wesen.

Dennoch erleidet Gott keine Änderung, wenn er uns in Menschengestalt erscheint oder wenn er für uns als S. 236 Mensch geboren wird, mit nahverwandter Eigentümlichkeit der Geburt wie der Erscheinung: was geboren wurde, sollte schon erschienen sein, und was erschien, sollte geboren werden. Weil aber die Gelegenheit zum Vergleich der Evangelien und Propheten noch nicht gekommen ist, so wollen wir vorerst in der Reihenfolge fortfahren, die sich auf das Gesetz stützt. Denn später wollen wir aus den Evangelien die menschliche Geburt des wahren Gottessohnes nachweisen; jetzt wollen wir vor läufig auf Grund des Gesetzes nur lehren, daß der Gottessohn den Patriarchen in Menschengestalt als wahrer Gott erschienen ist. Denn wenn derjenige, der dem Abraham in Menschengestalt erschien, als Gott angebetet und als Richter erkannt wurde, und wenn der Herr Regen sendet vom Herrn herab, so kann kein Zweifel sein, daß das Gesetz zur Bezeichnung des Vaters und des Sohnes so spricht. Anderseits darf man aber auch nicht glauben, als habe der Patriarch nicht gewußt, er habe als wahren Gott angebetet, den er als Gott erkannte und anbetete.


  1. die Menschwerdung. ↩

  2. Gotteserscheinungen im Alten Testament, die Hilarius auf den Sohn Gottes bezogen wissen will. ↩

  3. Vgl. Hebr. 10, 1. ↩

  4. Vgl. Kol. 2, 17. ↩

  5. Vgl. Gal. 4, 4. ↩

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Zwölf Bücher über die Dreieinigkeit (BKV)
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Einleitung zu: Des heiligen Bischofs Hilarius von Poitiers zwölf Bücher über die Dreieinigkeit

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