38. Paulus hat den Sohn vom Vater unterschieden, aber nicht getrennt.
Wie sehr er aber Gott über alles und vom Vater als Geist untrennbar ist, das erkenne auch aus demjenigen Wort, von dem der Apostel jetzt handelt!
Wenn er nämlich lehrt, daß nur einer Gott-Vater sei, aus dem alles herstammt, und nur einer der Herr Jesus Christus, durch den alles erschaffen ist,1 so frage ich, was an Verschiedenheit er eingeführt habe, wenn er sagt: aus Gott ist alles und durch Christus ist alles. Kann man es etwa so deuten, als seien derjenige, aus dem alles ist, und derjenige, durch den alles ist, dem Wesen und Geist nach voneinander trennbar? Alles hat doch durch den Sohn aus dem Nichts her sein Dasein gewonnen, und der Apostel hat „aus dem alles” auf Gott, „durch den alles” aber auf den Sohn bezogen. Ich finde nicht, wo ein Unterschied vorliegen sollte, da das durch beide vollzogene Werk Ausfluß derselben Kraft ist. Wenn es nämlich zum Bestehen des Weltalls für die Geschöpfe eigentümlich und hinreichend ist, aus Gott zu sein: wozu war dann die Erwähnung notwendig, daß durch Christus besteht, was aus Gott stammt, wenn nicht dazu, daß es eines und dasselbe ist, durch Christus und aus Gott zu sein?
Wie aber „Herr” und „Gott” jedem von ihnen zugeschrieben wird, um es wechselseitig sein zu lassen, so ist auch „aus dem” und „durch den” auf beide bezogen, S. 46 und (zwar) zum Aufweis der Einheit beider, nicht aber zur Auslegung als Vereinzelung.
Sein Wort gibt der Falschgläubigkeit keine Gelegenheit frei, und der Glaube des Apostels befindet sich nicht außerhalb sorgfältiger Lehrverkündigung. Denn er hat sich an solche genau kennzeichnende Worte gehalten, aus denen man weder eine Bezeichnung für zwei Götter noch für einen nur ― einzelnen Gott herauslesen könne. Er verwirft nämlich das Eins-sein, zerreißt aber nicht die Einheit; denn dieser Ausdruck „aus dem alles” und „durch den alles” soll zwar nicht einen in seiner Machtbetätigung Vereinzelten festlegen, aber auch nicht einen in seiner Wirksamkeit Abgetrennten aufweisen, da ja „aus dem alles” und „durch den alles” auf einen Urheber eines gleichen Wesens hinweisen sollte, auf den dies(e Schöpfungstat) bezogen wurde.
Er erklärt aber, daß beiden dasselbe Wesen eigentümlich sei. Denn nach jener tiefsinnigen, feierlichen Bekundung des Reichtums und der Weisheit und der Wissenschaft Gottes, nach der hervorgehobenen Uneinsichtigkeit der unerforschlichen Gerichte, nach dem aufgewiesenen Nichtwissen der unaufspürbaren Wege2 ist er dennoch der Pflicht menschlichen Glaubens nachgekommen und hat dem Urgrund der unaufspürbaren und unerforschlichen himmlischen Geheimnisse diese Ehre erwiesen: „Denn aus ihm und durch ihn und in ihm ist alles; ihm sei Ruhm in alle Ewigkeit! Amen.”3 Er bezieht für jetzt auf die Bezeichnung des einen Wesens, was nur das Werk eines Wesens zu sein vermag.