49. Die Verlassenheit Christi.
Es bleibt uns noch die, wie den Irrlehrern scheint, große und schwerwiegende Bekundung eingestandener Schwachheit, die besonders auch durch den Klageruf des Herrn selbst kund wurde, als er sagte: „Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?”1 Diesen Ausspruch deutet man als Bekundung höchster Klage, über die Verlassenheit sich zu beklagen und der Schwachheit anheimgegeben zu sein?
Das ist aber die gewalttätige Anmaßung falschgläubiger Deutung, die in jeder Art von Herrenworten mit sich selbst widerstreitet, so daß derjenige, der zum Tode hineilt,2 daß derjenige, der durch ihn (den Tod) Ehren empfangen soll,3 daß, wer danach zur Rechten der Kraft sitzen wird,4 bei soviel Grund zu innerer Seligkeit vor dem Tode sich gefürchtet habe und deswegen sich darüber beklagt habe, von Gott bis zur Notwendigkeit des S. 205 Todes verlassen zu sein, da er doch in jenem Zustand der Seligkeit eben durch das Erleiden des Todes bleiben würde!