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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Hilaire de Poitiers (315-367) De Trinitate Zwölf Bücher über die Dreieinigkeit (BKV)
Zehntes Buch

55. Das Geheimnis der Tränen Christi.

S. 211 Vollends aber: was für ein großes Geheimnis ist jenes des Sprechens und Tuns, daß Christus weine, daß wegen der Herzensangst Tränen seinen Augen entströmen!1 Woher diese schwächliche Empfindlichkeit seiner Seele, daß die Betrübnis der Trauer dem Körper Weinen entlockt? Und welche Härte der Dinge und Unerträglichkeit des Schmerzes löst den Menschensohn in Tränen auf, der vom Himmel herabsteigt? Was ferner soll es sein, das in ihm geweint hat? Das Gott-Wort oder die Seele seines Körpers? Obwohl nämlich die Betätigung der Tränen sich im Körper vollzieht, so ist es doch irgendwie ein Schmerz der Seele, der sie beim Dienst des Körpers hervorströmen läßt. Dann weiterhin: was für einen Grund zum Weinen hat er? Geleitet er etwa mit der notwendigen Tränenerweisung das hartherzige und vatermörderische Jerusalem, das nichts erleiden würde (und könnte), was es um des Mordes so großer Propheten und Apostel und um des Todes des Herrn willen an entsprechendem Leid hätte erfahren sollen? Und wie man das Unheil menschlichen Sterbens zu beweinen pflegt: wird in dieser Weise der Fall dieses verlorenen und rettungslosen Volkes beklagt? Und ich frage, was für ein Geheimnis ist es um dieses Weinen? Die Seele, die traurig ist, weint. Hat aber diese etwa die Propheten gesandt? Hat nicht etwa diese so oft seine (Jerusalems) Küchlein unter dem Schutze der Flügel behüten wollen?2

Nicht aber fällt auf das Gott-Wort die Trauer und auf den (Gott-) Geist nicht das Weinen. Aber nicht einmal der Seele kommt es zu, (zeitlich) vor dem Körper etwas getan zu haben. Dennoch ist es kein Zweifel, daß Jesus Christus in Wahrheit geweint habe.


  1. Luk. 19, 41. ↩

  2. Vgl. Matth. 23, 37. ↩

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Zwölf Bücher über die Dreieinigkeit (BKV)
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