15. Christi „Brüder”.
Eben dieses Wort endlich hat er folgendermaßen begonnen: „Geh aber hin zu meinen Brüdern und sag’ ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.”1
Jetzt frage ich, ob etwa das Brudersein gemäß der Gestalt Gottes oder gemäß der Gestalt des Knechtes zu verstehen ist und ob etwa unsere Körperlichkeit irgendeine Gemeinschaft mit ihm gemäß der in ihm wohnenden Fülle der Gottheit2 besitze, daß wir mit Rücksicht auf seine Gottheit als seine Brüder betrachtet werden dürfen. So weiß der prophetische Geist es aber sehr wohl, von welcher Seite her dem eingeborenen Gott Brüder zukommen. Denn dies hat nicht so sehr ein Mensch als vielmehr ein Wurm gesprochen: „Erzählen will ich deinen Namen meinen Brüdern.”3 Entweder hat der Wurm sein Leben nicht aus der Empfängnis des gewöhnlichen Ursprungs oder er ist aus den Tiefen der Erde lebend emporgestiegen. Er hat dieses bekundet, um damit zu bezeichnen, daß er das Fleisch angenommen und aus der Unterwelt heraus wieder zum Leben erweckt habe. In dem ganzen Psalm hat er mit seherischem Geist die Geheimnisse seines Leidens vorherverkündet; und deswegen muß er aus derjenigen Heilsfügung heraus Brüder besitzen, aus der heraus er gelitten hat.
Um das Geheimnis seiner Brüder weiß auch der Apostel;4 ebensowohl den Erstgeborenen aus den Toten5 wie den Erstgeborenen unter vielen Brüdern6 hat er ihn genannt. In derselben Hinsicht ist er also der Erstgeborene unter vielen Brüdern, gemäß deren er der S. 245 Erstgeborene aus den Toten ist; und da das Geheimnis seines Todes auf seiner Körperlichkeit beruht, so auch das Geheimnis des Bruderseins auf der Leiblichkeit.
Gott besitzt also Brüder dem Leibe nach, weil das Wort Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat.7 Im übrigen ist der eingeborene Gott in seiner Ausschließlichkeit als Eingeborener ganz ohne Brüder.