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Œuvres Salvien de Marseille (405-451) Von der Weltregierung Gottes (BKV)
VII. Buch

15. Bei den Afrikanern herrschen alle Laster in höchstem Maße

Das möge Gott in der Liebe seiner Barmherzigkeit nicht dulden! Denn wenn unsere Frevel nur nach dem Verdienst entlohnt würden, so sollte man meinen, daß er es zulassen müsse. Denn welches Verbrechen wurde dort nicht immer begangen? Und ich rede gar nicht von allen, weil sie fast alles Maß überschreiten und man sie in ihrer Größe gar nicht wissen und kennen kann. Ich spreche einzig und hauptsächlich vom Schmutz der Unreinheit, und, was noch schwerer ist, vom Gottesraub. Ich übergehe in etwa die Wut der Leidenschaften, das Laster des ganzen Menschengeschlechts; ich will auch absehen von der unmenschlichen Habsucht, sie ist ein Nationallaster fast aller Römer; es bleibe unerwähnt die Trunksucht, die Vornehmen und Geringen gemeinsam ist; ich will schweigen von Hochmut und Aufgeblasenheit; diese sind ja eine so ausschließliche Domäne der Reichen, daß sie glauben, etwas von ihrem Recht zu verlieren, wenn davon sich jemand etwas anmaßen wollte; es mag endlich übergangen werden fast alles Unrecht, das durch Betrug, Falschheit, Meineid geschieht. Keine römische Stadt war davon je frei, wenn auch dieses Laster in besonderem Maße den Afrikanern eigentümlich war. Denn wie in den untersten Kielraum eines tiefen Schiffsbauches aller Schmutz zusammenfließt, so strömten auch in ihrem Lebenswandel sozusagen von der ganzen Welt die Laster zusammen. Ich kenne nämlich keine Ruchlosigkeit, die dort nicht alles Maß überstiegen hätte, da immerhin auch die heidnischen S. 238 wilden Völker, mögen sie auch ihre besonderen Stammeslaster haben, doch nicht alle fluchwürdigen Laster in sich vereinigen. Das Volk der Goten 1ist treulos, aber züchtig; die Alanen sind unzüchtig, aber weniger treulos; die Franken sind lügnerisch, aber gastfreundlich; die Sachsen sind wild und grausam, aber von bewundernswerter Keuschheit; alle Völker haben, kurz gesagt, zwar ihre besonderen Fehler, aber auch einige gute Eigenschaften. Ich kenne aber kein Laster, das nicht bei fast allen Afrikanern herrschte. Ist Unmenschlichkeit anzuklagen, so sind sie unmenschlich; ist es die Trunksucht, so sind sie betrunken; ist es die Falschheit, so sind sie die Hinterlistigsten; ist es der Betrug, so sind sie die größten Betrüger; die Begierde, sind sie die Begierlichsten; die Treulosigkeit, sind sie die Treulosesten. Ihre Unreinheit und Gotteslästerung können unter diesem allem noch gar nicht mit genannt werden, weil sie durch die oben aufgezählten Verbrechen die Laster anderer Völker, durch diese letzteren aber ihre eigenen übertroffen haben.


  1. Gerade dieses Urteil zeigt, in welch verschiedenem Lichte die germanischen Stämme den damaligen Bewohnern des römischen Reiches erschienen sind. Während z.B. das 416 entstandene Gedicht des Rutilius Claudius Namatianus sich in den heftigsten Vorwürfen gegen die Goten ergeht (de red. suo I 142), spricht sich der Historiker Orosius um dieselbe Zeit sehr lobend über diesen Volksstamm aus (vgl. Hist. adv. paganos VII 39 - Corp. script. eccl. Lat. V 545). Sein späterer Landsmann Isidor von Sevilla rühmt die Milde der Gotenherrschaft in Hispanien im Gegensatz zu der Härte der vorhergehenden Römerherrschaft (vgl, R. Wallach, Das abendländische Gemeinschaftsbewußtsein im Mittelalter, Leipzig 1928, S. 9). Der Dichter Apollinaris Sidonius nennt die Goten clementiores barbaros (vgl. Büdinger. Ap. Sid. als Politiker, Wiener Sitz.-Ber. 97, S. 138 und A. Dopsch, Grundlagen der europäischen Kulturentwicklung P, Wien 1923, 199ff,) ↩

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