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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Salvien de Marseille (405-451) Von der Weltregierung Gottes (BKV)
V. Buch

10. Manche heucheln Bekehrung und begehen doch große Verbrechen, auch gegen ihre größten Wohltäter

Aber vielleicht war einer einmal ein Sünder und ist es jetzt nicht mehr? Aber, gibt es irgendein Maß in den Missetaten und scheiden nicht die Menschen eher vom Leben als von der Ungerechtigkeit? Wer stirbt nicht zugleich mit seinen Freveltaten und wer wird nicht zusamt ihnen, nein, mitten in ihnen bestattet? In Wahrheit kann von ihnen das prophetische Wort gesagt werden: "Ihre Gräber sind ihre Heimstätten auf ewig, und sie gleichen dem unvernünftigen Vieh und sind ihm ähnlich geworden." 1Ja, wären sie nur wie Tiere! Besser wäre es, in tierischer Unvernunft vom Wege abgeirrt zu sein! Das aber ist schlimmer und verbrecherischer, daß sie nicht aus Unkenntnis Gottes, sondern aus Verachtung gesündigt haben. Aber das sind natürlich nur Laien, keine Kleriker, nur Weltleute und auch einige Ordensleute, die unter dem Schein der Religion ihren weltlichen Lastern frönen; die nach ihren ehemaligen schändlichen Freveltaten sich dem Namen nach der Heiligkeit verschrieben haben, und nicht der Lebensweise, sondern nur ihrem äußeren Bekenntnis nach andere geworden; die nur den Namen, nicht aber die Lebensführung geändert haben, die das Wesen des göttlichen Dienstes mehr im Kleid als in der Handlungsweise erblicken; die nur ihr Gewand, nicht aber ihre Sinnesart gewechselt haben. Warum glauben die sich geringerer Falschheit schuldig, von denen man zwar sagt, sie hätten gewissermaßen Buße getan, die aber ebenso wenig ihre alten Sitten wie ihre Lebensgewohnheiten ablegen? Denn sie benehmen sich in fast allem so, daß man nicht so sehr glauben möchte, sie hätten vorher für ihre Sünden Buße getan, als daß sie nachher sogar die Buße reute, und daß sie vorher ihr schlechtes Leben nicht so sehr reute als nachher ihr Versprechen, gut leben zu wollen. Sie wissen, daß ich S. 172 die Wahrheit sage, und sie bekennen, daß auch ihr Gewissen mir Recht gibt; es sind das viele andere; aber besonders jene Ordensleute, die um neue Ehrenämter sich bewerben, und, nachdem sie dem Namen nach Buße getan haben, die höchsten und vorher nicht innegehabten Machtstellen sich kaufen. So weit ging ihr Wunsch, nicht bloß Weltleute, sondern sogar mehr als Weltleute zu sein, daß ihnen das nicht genügte, was sie vorher waren! Nein! sie wollten nachher noch mehr sein, als sie gewesen waren. Wie sollte es diese nicht reuen, Buße getan oder auch an Bekehrung und an Gott gedacht zu haben, die zwar ihrer eigenen Gattinnen, nicht aber des Raubes fremden Eigentums sich enthielten; die zwar die Enthaltsamkeit des Leibes predigen, aber der Wollust und Ausschweifung des Geistes sich hingeben? Ja, das ist eine ganz neue Art von Bekehrung! Das Erlaubte tun sie nicht, Unerlaubtes begehen sie. Sie enthalten sich des ehelichen Beilagers und enthalten sich nicht des Raubes. Was unternimmst du, törichter Wahn? Die Sünden hat Gott verboten, nicht die Ehe. Euere Taten stimmen nicht mit eueren Bestrebungen überein; ihr dürft keine Freunde der Verbrechen sein, die ihr euch Eiferer für die Tugend heißt! Ganz verkehrt ist euer Tun. Das ist keine Bekehrung, sondern Abkehrung! Die ihr schon längst, wie das Gerücht geht, die ehrbare Ehe aufgegeben habt, wendet euch endlich vom Laster ab! Und es wäre gerecht, daß ihr jedes Laster aufgebt; aber doch, wenn nicht jedes, weil ihr das vielleicht für zu hart und unmöglich haltet, so doch das größte und verruchteste Laster! Es mag sein, daß neben dir, wer du auch seist, keine Nachbarn bestehen können; es mag sein, daß keine Armen leben können; du magst vielleicht ein Verfolger vieler Armen und ein Berauber Unglücklicher sein; du magst ein Bedrücker aller sein, wenn es nur Fremde sind; aber, so bitte ich, schone doch wenigstens die Deinigen; und wenn nicht alle die Deinigen - weil du auch das vielleicht für zu schwer und drückend hältst, alle S. 173 die Deinen zu schonen, - so schone wenigstens die von den Deinen, die dich nicht nur ihren Verschwägerten und anderen Verwandten, sondern sogar den aufs engste mit ihnen verbundenen Menschen und ihren teuersten Angehörigen vorgezogen haben! Doch, was rede ich von Angehörigen und Kindern? Sie haben dich fast ihren eigenen Seelen und ihren Hoffnungen vorgezogen. Zwar nicht in lobenswerter Weise; und der, der so gehandelt hat, erkennt nun selbst seinen Irrtum, Aber was geht das dich an, dem gerade dieser Irrtum zugute kam? Umso mehr schuldest du ihm ja, weil er aus übergroßer Liebe zu dir gesündigt hat. Er ist blind geworden aus Neigung zu dir und wird nun von allen gebrandmarkt und getadelt. Du aber bist um so mehr in seine Schuld geraten, weil er sich um der Liebe zu dir willen von allen beschuldigen lassen mußte.


  1. Ps. 48, 12 f. ↩

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