13. Auch Afrika hat die Züchtigung durch sie vollauf verdient
Sie hätten also dort bleiben können und brauchten sich nicht zu fürchten. Aber jene Hand vom Himmel, die sie zur Bestrafung der Frevel der Spanier dorthin gezwungen hatte, wies sie an, auch nach Afrika hinüberzugehen, um es zu verwüsten. Ja, sie selbst gestanden, es sei nicht ihr Werk, das sie ausführten, sie würden vielmehr durch göttlichen Befehl gedrängt und getrieben. Daraus kann man ersehen, wie groß unsere Frevel sind, wenn Barbaren gegen ihren Willen angetrieben werden, zu wandern, um unser Land zu verwüsten und uns zu peinigen, gemäß jenem Wort, das der König der Assyrer sprach, als er das Land Israel verwüstete: „Bin ich ohne den Willen des Herrn hinaufgezogen an diesen Ort? Der Herr sprach zu mir: zieh hinauf in dieses Land und verwüste es!„ 1Und anderswo sagt das heilige Wort: S. 234 "Dies spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich sende und führe herbei Nabuchodonosor, den König von Babylon, meinen Knecht: kommen wird er und schlagen das Land Ägypten.“ 2Daraus können wir ersehen, daß alles, was unter Drangsalen zu leiden hat, nach dem Urteil Gottes geschlagen, aber auch, wie ich schon oft erwähnt, wegen seiner Sünden vernichtet wird. Und darum darf alles, was der Sünden wegen geschieht, nicht Gott zugeschrieben werden; denn mit Recht wird ein Geschehnis jener Ursache zugeschrieben, die das Geschehnis herausforderte. Denn auch der Mörder wird, wenn der Richter ihn zum Tode verurteilt, durch sein Verbrechen bestraft; und wenn der Räuber oder Tempelschänder von Flammen verzehrt wird, verbrennt er durch sein Vergehen. Daher ist auch der Übergang der Vandalen nach Afrika nicht göttlicher Strenge, sondern den Verbrechen der Afrikaner zur Last zu legen. Denn bevor jene hinüberfuhren, hatten diese sie durch ihre schwere und lang dauernde Bosheit hinübergezogen. Und deshalb müssen wir einsehen, daß es ein Ausfluß göttlicher Güte war, wenn er die lang verdiente Strafe hinausschob, eine Folge der Frevel und Fehler aber, wenn einmal das sündige Volk empfing, was es verdiente. Außer wir glaubten etwa, die Afrikaner hätten das nicht verdient, obschon niemand es mehr verdient hätte, da bei ihnen gleichzeitig alle Arten von Ruchlosigkeit und Unsittlichkeit zusammenkamen. Denn wenn die übrigen Menschen auch von einigen schändlichen Lastern gefesselt sind, sind sie in andere doch nicht verwickelt. Sind sie auch nicht frei von Trunkenheit, so sind sie doch ohne Bosheit; glühen sie auch von Sinnenlust, so sind sie doch nicht rasend vor Raubgier; gegen viele spricht zwar der Mangel an Enthaltsamkeit des Leibes, aber die Einfalt des Geistes spricht wieder für sie. Bei fast allen Afrikanern aber findet sich nichts von dieser Zweiseitigkeit, das heißt, das Gute ebenso wie das S. 235 Schlechte, weil alles nur schlecht ist. So gründlich wurde die ursprüngliche Reinheit der Natur ausgetrieben, und die Laster haben in ihnen eine zweite Natur geschaffen.
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Is. 36, 10. Salvian hat: numquid sine Domini voluntate ascendi ad locum istum? Dominus dixit mihi: Ascende ad terram hanc et demolire eam. Die Vulgata hat: numquid sine Domino ascendi ad terram istam, ut disperderem eam? Dominus dixit ad me: Ascende super terram istam et disperde eam. ↩
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Jer, 25, 8 f.; 43, 10 f. (erstere Stelle mit Auslassungen). ↩