15. Von Jenen, welche entweder ihre eigene oder der Brüder Aufregung durch Verstellung stärken.
Dagegen wissen wir, was wir lieber nicht wüßten, S. b153 daß einige Brüder so eigensinnig und hartnäckig sind, daß sie, sobald es ihnen fühlbar wird, wie ihr eigenes Gemüth gegen den Bruder oder das des Bruders gegen sie aufgeregt ist, zur Verheimlichung der innern Verstimmung, die aus dem Unwillen und der gegenseitigen Aufregung entstand, hinweggehen von Jenen, welche sie durch demüthige Genugthuung und Ansprache hätten besänftigen sollen, und anfangen, einige Psalmverse zu singen. Während sie so die gefaßte Bitterkeit des Herzens zu mildern wähnen, vermehren sie durch den Hohn das, was sie sogleich hätten ersticken können, wenn sie sorgsamer und demüthiger hätten sein wollen, um durch rechtzeitige Reue ihre eigenen Herzen zu heilen und das Gemüth der Brüder zu besänftigen. Denn durch diese Weise ihres Kleinmuthes oder vielmehr ihres Hochmuthes hätscheln sie das Laster und nähren mehr den Zündstoff des Zankes, als daß sie ihn vertilgen. uneingedenk jenes Befehles des Herrn, in welchem er sagt: 1 „Wer seinem Bruder zürnt, wird dem Gerichte verfallen sein,“ und: „Wenn du dich erinnerst, daß dein Bruder Etwas wider dich habe, so laß dein Opfer beim Altare, und gehe, dich zuerst mit deinem Bruder zu versöhnen: und dann komm und opfere deine Gabe!“
-
Matth. 5, 22. 23. 24. ↩