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Œuvres Thomas d'Aquin (1225-1274) Summe der Theologie
Prima Pars Secundae Partis
Quaestio 59

Dritter Artikel. Die moralische Tugend kann zusammen sein mit Traurigkeit.

a) Dies scheint zu sein: 1. Gegen die Schrift, wo nach Sap. 8. die Weisheit lehrt „die Nüchternheit und Klugheit, die Gerechtigkeit und Kraft.“ Die Weisheit aber, wie es später heißt, bringt keine Trauer mit sich, sondern Freude und Friede. II. Die Trauer ist ein Hindernis für die Thätigkeit. (7 Ethic. 13.) Hindern aber ein gutes Thätigsein ist gegen die Tugend. III. Die Trauer ist nach Cicero (4 Tuscul.) eine Krankheit der Seele; was der Tugend entgegensteht. Also kann letztere zusammen mit Trauer nicht sein. Auf der anderen Seite hatte Christus vollkommene Tugend. In Ihm war aber Trauer nach Matth. 26: „Traurig ist meine Seele bis zum Tode.“

b) Ich antworte; wie Augustin berichtet, nahmen die Stoiker im Geiste des Weisen anstatt der Leidenschaften drei gute Zustände an (εὐπαθείας): für die Begierde das Vergnügen; für die Freude die Zufriedenheit; für die Furcht die Sicherheit. Für die Trauer aber könnte im Geiste des Weisen nichts sich finden. Denn die Trauer bestände 1. auf Grund eines Übels, was begegnet sei, dem Weisen aber könne kein Übel begegnen: die körperlichen Güter nämlich seien gar keine Güter und somitt deren Verlust für den Weisen auch kein Übel; das Unehrbare allein sei wahrhaft ein Übel für den Menschen und dies begegne dem Weisen nicht. Das aber wird ganz unvernünftigerweise so gesagt. Denn da der Mensch aus Leib und Seele zusammengesetzt ist, so ist das, was zum Leben des Körpers beiträgt, ein Gut für den Menschen; und deshalb kann das diesem Gute entgegengesetzte Übel auch im Weisen sein und somit gemäßigte Trauer hervorrufen; „gemäßigte“, sagen wir, weil das diesem Übel entgegenstehende Gut nicht das größte ist, kann doch der Mensch sich dessen schlecht bedienen. Außerdem mag wohl der Tugendhafte ohne schwere Sünde sein; niemand aber bringt sein Leben zu ohne läßliche Sünden, wie 1. Joh. 1. gesagt wird: „Wenn wir sagen, wir hätten keine Sünden, so täuschen wir uns selbst.“ Ferner mag der Tugendhafte, wenn er auch gegenwärtig keine schweren Sünden hat, deren früher begangen haben; worüber er lobenswerterweise Schmerz und Trauer hat, nach 2. Kor. 7.: „Die Trauer, die nach Gott in der Seele sich findet, wirkt Reueschmerz, um zum ewigen Heile zu gelangen.“ Endlich kann jemand lobenswerterweise auch trauern über die Sünde eines anderen. So wie also die moralische Tugend überhaupt mit sich verträgt geregelte, vernunftgemäße Leidenschaften, so kann sie auch mit der Trauer bestehen. 2. Führten die Stoiker als Grund für ihre Ansicht an, daß ja die Trauer das gegenwärtig bestehende Übel berücksichtigt, während die Furcht auf das zukünftige geht; wie Ergötzen das gegenwärtig bereits bestehende Gute betrifft und die Begierde das zukünftige. Es könne deshalb jemand, obgleich tugendhaft, sich am gegenwärtig vor ihm liegenden Gute ergötzen oder das noch nicht für ihn bestehende Gut begehren oder auch sich hüten vor dem künftigen Übel; aber daß der Geist sich dem gegenwärtigen Übel unterwirft — also Trauer hat — dies sei gegen die Vernunft; und könne deshalb mit der Tugend sich nicht vertragen. Aber das ist ebenfalls vernunftlos. Denn es giebt, wie gesagt, ein Übel, welches für den Tugendhaften gegenwärtig sein kann und das die Vernunft verabscheut. Also folgt das sinnliche Begehren, wenn es darüber Trauer empfindet, nur dem Urteile, d. h. der Verabscheuung von seiten der Vernunft; vorausgesetzt daß die Trauer sich in den Grenzen der Vernunft hält. Dies aber ist eben Tugend, daß das Begehren gleichförmig wird der Vernunft. Also ist es eine Tugend, daß jemand in geregelter Weise trauert, wie Aristoteles sagt. (2 Ethic. 6.) Und das ist auch zu dem Zwecke nützlich, daß das Übel vermieden werde. Denn wie auf Grund des Ergötzens das Gute mit mehr Eifer erstrebt wird, so wird auf Grund der Trauer das Übel mit mehr Eifer geflohen. So ist also zu sagen, daß Trauer über das, was der Tugend zukömmlich ist, nicht zugleich mit der Tugend sein kann; darüber aber, was der Tugend zuwider ist, kann man in mäßiger Weise Trauer haben.

c) 1. Über die Weisheit trauert der Weise nicht; das besagt jene Stelle; — wohl aber über das, was für die Weisheit ein Hindernis ist. Und deshalb findet sich in den Seligen, wo kein Hindernis mehr ist für die Betrachtung der Weisheit, auch keine Trauer. II. Die Trauer hindert jene Thätigkeit, worüber wir traurig sind; sie hilft aber dazu, daß wir dies mit mehr Eifer thun, wodurch die Trauer geflohen wird. III. Unmäßige Trauer ist eine Krankheit der Seele; mäßige Trauer aber gehört in diesem Leben zum guten Verhalten der Seele.

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