59.
Lasset uns nun sagen, durch welche Mühen, wahren Abtötungen und nützlichen Betrachtungen er sich beständig stärkte und sich beständig zu dem ihm bevorstehenden Kampfe waffnete und ermutigte alle Tage seiner Gefangenschaft bis zum Tage seiner Krönung am Kreuze. Ohne Unterlaß verharrte er im Offizium, im Gebete und schluchzenden Flehen, in beständigen Prostrationen, und nach der Gewohnheit seiner Zelle rezitierte er den David Tag und Nacht. Und so lautete sein beständiges Gebet und Flehen zu Gott: „Herr, Gott, Erbarmer und Barmherziger, der Du reichlich Deine Gnade über meine Schwachheit ausgössest und seit langem begannest, meine Sündhaftigkeit in Deiner Barmherzigkeit heimzusuchen, gib mir, o Herr, daß mein Wille in dem, wozu ich berufen wurde, vollendet werde, damit ich stark und mutig werde gegen alle Leiden, die mich treffen werden, in denen Du mir durch das Erbarmen Deiner Gnade den Sieg verleihen mögest.„ Auch schickte er beständig Schreiben an die Gemeinschaft der Mönche, in der er in der Tugend herangereift war und aus der er zum Opfer geführt wurde, voll von schluchzenden Bußworten, die erschüttern und zum Weinen bewegen und sogar steinerne Herzen zerreißen: „Ich bitte euch, meine Väter und Brüder im Herrn, dem ihr Tag und Nacht dient, flehet ihn für mich an mit Bitten und schluchzenden Tränen, daß mein Wille in dem, was ich ersehne, rasch sich erfülle, wenn es auch für mich zu erhaben ist, damit ich für seine Wahrheit sterbend einer der Märtyrer Christi genannt werde. Für ihn bin ich gefesselt und um seiner in mir flammenden Liebe und Barmherzigkeit und seiner wunderbaren Erlösungen und Leitungen willen, die er meiner Schwachheit (erwies).“
