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Auch gedachte er beständig nacheinander der Leiden der einzelnen Märtyrer und der schmerzlichen Qualen, worin sie die Krone des Martyriums erlangt um der Liebe und Treue gegen ihren Herrn willen und we- S. 266 gen der Hoffnung der zukünftigen Güter. Er stellte sich vor, was der in seinem Vertrauen starke, von Gott ermutigte Kämpfer Ignatius, der Bischof von Antiochien (erduldete), der vom Morgenland ins Abendland geführt wurde, um von den Tieren verzehrt zu werden. Dieser schreibt nämlich an die Römer, die sich mühten, ihn von diesem erbarmungslosen Tode zu befreien1: „Haltet mich, Brüder, nicht von diesem Wege zurück; denn der Herr gab mir, auf ihm mein Leben zu erben. Denn jetzt begann ich, Christ zu sein. Denn ich bin der Weizen des Brotes des Lebens und ich verlange, von den Zähnen der Tiere gemahlen und ein annehmbares Opfer für Gott zu werden." Auch gedachte er des Gordius2, der dem Heidentum entfloh und einsam als Einsiedler auf einem Berge lebte. Als er aber hörte, daß viele Märtyrer getötet wurden, wie mutig wallte da sein Herz über, daß er den Berg verließ und sich um Christi willen dem Tod überlieferte. Besonders gedachte er der Knaben und Mädchen, welchen Kampf und welche schweren Peinen bereitwillig sie erduldet: Kämme, Verstümmelung, Verbrennen und tausenderlei Leiden. Und sie lachten, tanzten und freuten sich; sie streckten die Zunge heraus zum Abschneiden, ihre Glieder zum Zerfleischen, Zerstampfen und den anderen verschiedenen Qualen; sie neigten ihr Haupt zur Enthauptung in Freude und starker Hoffnung und wurden so mannhaft gekrönt. Durch solche (Gedanken) schärfte er beständig seine Seele, rüstete er sich und stärkte er seinen Geist in der Erinnerung an alle diese heiligen Märtyrer, die auf verschiedene Weise litten und gekrönt wurden.
