16. Kap. An Stelle des steinernen Tempels der Juden trat der geistige Tempel der Christenherzen.
1. Auch über den Tempel will ich noch zu euch reden, wie die Unglücklichen in ihrem Irrtum ihre Hoffnung setzten auf den Bau, als wäre er das Haus Gottes, statt dass sie auf ihren Gott, der sie erschaffen, gehofft hätten. 2. Denn fast nach Art der Heiden haben sie ihn verehrt in dem Tempel. Aber höret, wie der Herr S. 100 spricht, da er ihm ein Ende setzt: „Wer hat den Himmel gemessen mit der Spanne oder die Erde mit der hohlen Hand? Nicht ich? Es spricht der Herr: Der Himmel ist mein Thron, die Erde der Schemel meiner Füße. Was für ein Haus wollt ihr mir erbauen oder was soll der Ort meiner Ruhe sein?“1Erkennet also, dass ihre Hoffnung grundlos ist 3. Ferner sagt er wiederum: „Siehe, die diesen Tempel zerstörten, werden ihn selbst wieder aufbauen“2. 4. Das trifft ein. Denn weil sie Krieg führten, wurde der Tempel von ihren Feinden zerstört; jetzt werden gerade die Untertanen der Feinde ihn wieder aufbauen. 5. Wiederum ist geoffenbart worden, dass die Stadt, der Tempel und das Volk Israel dem Untergang anheimgegeben werden soll. Es sagt nämlich die Schrift: „Und es wird geschehen am Ende der Tage, und der Herr wird übergeben die Schafe der Weide, ihren Stall und ihren Turm dem Untergang“3. Und es geschah, wie der Herr gesagt hatte. 6. Untersuchen wir nun aber, ob es einen Tempel Gottes gibt. Es gibt einen da, wo er selbst ihn zu bauen und aufzurichten bezeugt. Es steht nämlich geschrieben: „Und es wird geschehen, wenn die Woche zu Ende geht, wird der Tempel prachtvoll erbaut werden auf den Namen des Herrn“4. 7. Ich finde also, dass es einen Tempel gibt. Wie er nun wird erbaut werden auf den Namen des Herrn, das vernehmet. Bevor wir nämlich unserem Gotte glaubten, war die Wohnung unseres Herzens dem Verderben zugänglich und schwach, wie ein wirklich von Händen erbauter Tempel, weil es voll war von Götzendienst und weil es war eine Behausung für Dämonen, weil wir taten, was Gott zuwider war. 8. Er wird aber aufgebaut werden auf den Namen des Herrn. Gebet aber acht, auf dass der Tempel des Herrn prachtvoll aufgebaut werde. Wie? Das vernehmet! Da wir Verzeihung der Sünden erlangten und gehofft haben auf den Namen des Herrn, sind wir neu geboren worden, S. 101 wiederum von neuem geschaffen; deshalb wohnt in uns im Gemache (unseres Herzens) Gott wahrhaftig. 9. Wieso? Sein Wort der Treue, seine Berufung zur Verheißung, die Weisheit seiner Satzungen, die Forderungen seiner Lehre, ja er selbst, der in uns weissagt, er selbst, der in uns wohnt, der uns, dem Tode Unterworfenen, die Türe des Tempels, das ist den Mund öffnet, der uns Bußgeist verleiht, er zieht ein in den unvergänglichen Tempel. 10. Denn wer nach dem Heile sich sehnt, schaut nicht auf den Menschen, sondern auf den, der in ihm wohnt und spricht, erstaunt darüber, dass er seither weder die Worte einmal vernommen aus dem Munde des Redenden, noch dass er selbst bisher sich gesehnt habe, sie zu hören. Das ist der geistige Tempel, erbaut für den Herrn.