42.
Da Celsus weiter behauptet, dass „Jesus gar nicht tadellos gewesen sei“ , so zeige er uns, wer von den Anhängern seiner Lehre das wirklich „Tadelnswerte“ an Jesus aufgezeichnet hat. Oder wenn er bei diesen den Stoff zu seiner Anschuldigung nicht gefunden hat, so zeige er uns die Quelle, auf die sich seine Behauptung gründet, dass „Jesus nicht tadellos gewesen sei“. Jesus hat die Wahrhaftigkeit seiner Verheißungen durch das Gute, das er seinen Anhängern erwies, bewährt. Und wir schauen alle Tage die Erfüllung dessen, was er vorhergesagt, ehe es geschah, nämlich „die Verkündigung des Evangeliums in der ganzen Welt“1, und dass seine Jünger „zu allen Völkern“ gezogen sind und seine Lehre verkündet haben2, ferner dass sie „vor Statthalter und Könige“ geführt werden sollten3 aus keiner anderen Ursache als wegen seiner Lehre.
Deshalb sind wir voll Verehrung für ihn, und unser Glaube an ihn wird mit jedem Tage fester. Ich weiß nicht, durch was für stärkere und klarere Beweise Celsus die Voraussagungen durch Jesus bekräftigt sehen wollte. Er müßte denn, wie es in der Tat den S. 156 Anschein hat, in Unkenntnis des Wortes verlangen, dass Jesus, Mensch geworden, von allen menschlichen Leiden hätte frei bleiben und nicht für die Menschen ein edles Vorbild darin hätte werden sollen, wie die Leiden dieses Lebens zu ertragen sind. Leiden sind wohl in des Celsus Augen4 höchst erbärmliche und schimpfliche Dinge; denn Schmerz ist ihm der Übel größtes und Lust das höchste Gut. Das aber hat keiner von jenen Philosophen gelten lassen, die eine Vorsehung annehmen und den Mut, die Standhaftigkeit und die Seelengröße für Tugenden halten. Jesus hat also den Glauben an ihn durch sein Leiden nicht betrogen, er hat ihn vielmehr gekräftigt in den Herzen jener, die Mannhaftigkeit gelten lassen wollen, und in den Herzen jener, die von ihm gelernt haben, dass das wirkliche und wahre selige Leben nicht hienieden zu finden sei, sondern in der nach seinen Worten so benannten „künftigen Welt“5, dass aber das Leben in dieser sogenannten „gegenwärtigen Welt“6 Mühsal sei oder der erste und größte Kampf der Seele.
