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Die aber, welche nach der Ansicht des Celsus ähnlich sind „den Wollarbeitern in den Privathäusern“, ähnlich auch „den Schustern und Walkern und den ungebildeten Bauern“, die werden, wie er sagt, „in Gegenwart des Vaters und der Lehrer den Kindern nichts Gutes mitteilen wollen noch erklären können“. Wir antworten darauf: Mein Lieber, was für einen „Vater“ und was für einen „Lehrer“ meinst du damit? Denkst du an einen, der die Tugend liebt und das Laster verabscheut und nach dem Besseren strebt, dann sei versichert, dass wir vor einem solchen Richter den Kindern ganz getrost unsere Lehren mitteilen werden, überzeugt, dass jener sie gutheißen wird! Wenn wir aber schweigen in Gegenwart eines Vaters, der, was Tugend und Ehrbarkeit betrifft, in schlechtem Rufe steht, und in Anwesenheit von Leuten, deren Lehren der gesunden S. 271 Vernunft zuwider laufen, so mache doch uns daraus keinen Vorwurf, denn du hättest dazu keinen Grund. Du selbst wirst ja beim Unterricht in der Philosophie den jungen Leuten und Söhnen die Geheimnisse dieser Wissenschaft nicht in der Gegenwart ihrer Väter mitteilen, wenn diese übelgesinnt die Philosophie für eine fruchtlose und unnütze Sache halten; du wirst im Gegenteil die Söhne, die zur Philosophie hinneigen, von ihren schlechten Vätern zu trennen wünschen und Zeit und Gelegenheit abwarten, dass die philosophischen Vorträge in den Herzen der jungen Leute Eingang finden. Auch über „die Lehrer“ werden wir dasselbe sagen.
Wenn wir die jungen Leute von solchen Lehrern fernzuhalten suchen, die sie mit unzüchtigen Komödien und frechen Spottgedichten und mit andern Dingen die weder den Lehrenden bessern noch auch dem Lernenden nützen bekannt machen, und die es nicht verstehen1, Gedichte philosophisch aufzufassen, und zu jedem Gedichte das hinzuzufügen, was für die jungen Leute heilsam und ersprießlich ist: so schämen wir uns nicht, wenn wir dies tun, unser Handeln einzugestehen. Zeigst du mir aber Lehrer, die ihre Zöglinge im Unterricht auf die Philosophie vorbereiten und in Philosophie üben, so werde ich die jungen Leute nicht von ihnen wegziehen, sondern versuchen, sie nach solcher Vorbereitung, wie sie das Studium der allgemeinen Wissenschaften und die Beschäftigung mit der Philosophie verleiht, zu der ehrwürdigen und hohen, der großen Masse verborgenen Geheimnislehre der Christen zu erheben, die über die größten und wichtigsten Dinge sprechen und nachweisen und darlegen, dass diese schon bei den Propheten Gottes und den Aposteln Jesu als (wahre) Weisheit vorgetragen sind.
Siehe Scan. ↩
