59.
Celsus fühlt dann selbst, dass er uns mit allzu großer Bitterkeit geschmäht hat. Er fährt deshalb, gleichsam um sich zu entschuldigen, also fort: „Dass S. 272 ich aber keine zu bittern Beschuldigungen erhebe, sondern nur soweit die Wahrheit dazu zwingt, das kann man auch aus folgendem schließen. Die (Priester), die zur Feier der anderen1 Weihen auffordern, geben dies vorher bekannt. Wer reine Hände hat und verständig spricht, <der trete heran2>, und wieder andere: Wer rein ist von jeder Schuld, wessen Seele sich keines Bösen bewußt ist, wer ein gutes und gerechtes Leben geführt hat, (der nahe!). Und dies verkünden die Leute, die Reinigung von Sünden versprechen. Nun laßt uns hören, was für Personen die Christen einladen! Wer ein Sünder ist, sagen sie, wer unverständig, wer unmündig und wer mit einem Wort unglückselig ist, den wird das Reich Gottes aufnehmen. Meint ihr damit nicht den Sünder, nicht den Ungerechten und Dieb und Einbrecher und Giftmischer und Tempelräuber und Grabschänder? Was für andere Leute hätte wohl ein Räuberhauptmann berufen?“ Wir erwidern darauf:
Es ist nicht dasselbe solche Leute, deren Seele krank ist, zur Heilung, und solche, deren Seele gesund ist, zur Erkenntnis und Betrachtung der göttlichen Dinge zu rufen. Da wir diesen Unterschied recht wohl kennen, so rufen wir die Menschen anfangs zur Heilung; wir ermahnen „die Sünder“, jene Lehrer zu hören, die von der Sünde abschrecken und „die Unverständigen“, denen Gehör zu schenken, die sie verständig machen können, und „die Unmündigen“, dass sie geistig zum Mannesalter heranreifen möchten, und „die Unglückseligen“ überhaupt, dass sie sich das Glück oder, um einen zutreffenderen Ausdruck S. 273 zu gebrauchen, die Seligkeit erwerben. Sobald aber die Fortgeschrittenen unter den Bekehrten die (innerliche) Reinigung durch den Glauben und eine nach Kräften bessere Lebensführung aufweisen, dann rufen wir sie zu unseren „Geheimnissen“. „Denn Weisheit reden wir (nur) unter den Vollkommenen“3.
