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Celsus wirft aber dem christlichen Lehrer auch vor, dass er „unverständige Leute S. 288 aufsuche“ Wir möchten ihn fragen: Welches sind denn in deinen Augen „unverständige Leute“? Denn genau genommen ist jeder Ungebildete auch „unverständig“. Meinst du also mit den „unverständigen Leuten“ die ungebildeten, so frage ich dich, an welche Personen wendest du dich, um sie für das Studium der Philosophie zu gewinnen, an die ungebildeten oder an die fein gebildeten? Unmöglich an die letzteren, da diese bereits Jünger der Philosophie sind; also an die ungebildeten Leute; wenn aber an diese, dann an die „unverständigen Leute“. Und viele von der Art suchst du zu Philosophen zu machen; also suchst auch du die „unverständigen Leute“ in diesem Sinne des Wortes, dann „handle ich gerade wie “ein menschenfreundlicher Arzt, der die Leidenden aufsucht, um ihnen seine Heilmittel zu geben1, und sie dadurch wieder gesund zu machen. Verstehst du aber unter „unverständigen Leuten“ Menschen von langsamer und schwacher Fassungskraft, so will ich dir erwidern: Auch diese suche ich, so gut ich kann, zu bessern, wünsche freilich nicht, dass die christliche Gemeinde aus lauter solchen Leuten besteht. Ich wende mich lieber an die gewandteren und scharfsinnigen Leute, da sie imstande sind, den tieferen Sinn der Rätsel und der dunklen Ausdrücke im Gesetz, in den Propheten und in den Evangelien zu erfassen. Du verachtest allerdings diese Schriften in der Meinung, ihr Inhalt wäre ohne Bedeutung; aber du tust dies, weil du ihren Sinn nicht erforscht und auch in die Gedanken ihrer Verfasser einzudringen nicht einmal versucht hast.
Siehe Scan. ↩
