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Werke Origenes († 253/54) Contra Celsum Gegen Celsus (BKV)
Fünftes Buch

23.

Wir lehren also nicht, dass „der zerstörte Leib zu seiner ursprünglichen Beschaffenheit zurückkehre“, so wenig als wir behaupten, dass „das zerstörte Weizenkorn“ wieder „Weizenkorn“ werde1 . Denn wir behaupten, dass wie aus „dem Weizenkorn“ ein Schößling ersteht, so in den Leib eine gewisse geistige Kraft gelegt ist, die nicht der Vernichtung anheimfällt, und von der aus der Leib „in Unvergänglichkeit aufersteht“2 . Die Anhänger der stoischen Schule freilich meinen in Übereinstimmung mit ihrer Lehre von den nach Perioden unveränderlich wiederkehrenden Dingen, dass „der völlig zerstörte Leib zu seiner ursprünglichen Beschaffenheit zurückkehre“, und behaupten auch, dass „eben jener erste Zustand, aus dem er gelöst wurde“, sich wiederum bilden werde, und glauben dies mit zwingenden Gründen ihrer Dialektik beweisen zu können. Wir aber ziehen uns nicht „zu einer ganz abgeschmackten Ausflucht“ zurück mit der Behauptung, „dass für Gott alles möglich wäre“3 , denn wir wissen, dass sich der Begriff „alles“ nicht auf Dinge bezieht, die nicht vorhanden oder undenkbar sind. Wir behaupten aber ebenfalls, dass „Gott Häßliches gar nicht zu tun vermag“, da Gott sonst in der Lage wäre, nicht „Gott“ zu sein. Denn „wenn Gott etwas Häßliches tut, so ist er nicht Gott“4 .

Wenn aber Celsus bemerkt, dass „Gott das Naturwidrige nicht tun wolle“, so müssen wir bei dem Satz einen Unterschied machen. Versteht man unter „dem Naturwidrigen“, die Sündhaftigkeit, so lehren auch wir, dass Gott „das Naturwidrige nicht wolle“, weder das, was aus der Sünde stammt, noch das, was der Vernunft zuwider ist; versteht man aber darunter das, was nach dem Ratschluß und Willen Gottes geschieht, so haben S. 469 wir sofort anzunehmen, dass es der natürlichen Ordnung nicht widerspreche; denn das, was Gott tut, ist nicht „gegen die Natur“, wenn es auch sonderbar ist oder manchem sonderbar vorkommen mag. Wird man aber gezwungen, diesen Ausdruck zu gebrauchen, dann sagen wir: Im Vergleich zu dem, was man gewöhnlich unter „Natur“ versteht, gibt es Dinge, die über die Natur hinausgehen, die aber Gott zuweilen vollbringt, wenn er den Menschen über die menschliche Natur erhebt und zu einer besseren und göttlicheren Natur umwandelt und so lange auf dieser Höhe erhält, als der Gegenstand dieser besonderen Fürsorge durch sein Handeln beweist, dass er es will.


  1. vgl. 1 Kor 15,37 ↩

  2. vgl. ebd 15,42 ↩

  3. vgl. Mt 19,26;Lk 1,37; Ijob 42,2 ↩

  4. vgl. Euripides ↩

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