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Man erwäge nun, ob nicht unser Gegner, der uns vorwirft, dass wir „in den gottlosesten Irrtümern befangen seien und uns von dem wahren Verständnis göttlicher Rätselworte weit entfernt hätten“, offenbar selbst dem Irrtum verfallen ist. Denn er hat nicht bemerkt, dass in den Schriften des Moses, die weit älter sind nicht nur als die des Heraklit und Pherekydes, sondern auch älter als die Gedichte Homers, bereits dieses Bösen und seines Sturzes aus den Himmelsräumen gedacht wird. Denn „die Schlange“1 , nach welcher Pherekydes seinen Ophioneus2 gebildet hat, deutet etwas Ähnliches dunkel an, da sie die Vertreibung des Menschen aus dem Paradiese Gottes verschuldete und durch Verheißung göttlicher Natur und höherer Güter das schwächere Geschlecht betrog, dessen Beispiel dann nach dem Berichte der Schrift auch der Mann folgte. Und „der Verderber“ im Exodus des Moses3 , wer ist dies anders als der Urheber des Verderbens für jene Menschen, die ihm Gehör schenken, die seiner Schlechtigkeit nicht entgegentreten und nicht dagegen ankämpfen? Ferner war auch „der Unheil abwendende“4 im Leviticus, den die hebräische Sprache Azazel nennt5 , kein anderer. Den S. 586 mußte man wegschicken und von ihm sich abwenden, da er sein Los in der Wüste hatte; denn alle, die wegen ihrer Schlechtigkeit zum Anteil des Schlechteren gehören, sind Gegner derer, die zum Los Gottes gehören und deshalb von Gott verlassen. Aber auch die Söhne Beliars im Buche der Richter, werden sie nicht ihrer Schlechtigkeit wegen seine Söhne genannt?6 Dementsprechend wird ferner in dem Buche Hiob, das an Alter sogar den Moses übertrifft, von dem Teufel deutlich erzählt, dass er vor Gott hintrat und Gewalt über Hiob erbat, um ihn mit dem schwersten Unglück zu schlagen, zuerst mit der Vernichtung all seines Besitzes und seiner Kinder und dann mit jener schrecklichen Krankheit, die Aussatz genannt wird und den ganzen Körper des Hiob befiel7 . Ich übergehe die Äußerungen der Evangelien über den Teufel, der den Heiland versuchte8 , damit man nicht meine, ich stützte mich in dem Streite mit Celsus auf das Zeugnis jüngerer Schriften. Gegen Ende des Buches Hiob aber, wo der Herr aus dem Wetter und den Wolken zu Hiob die Worte sprach, die in dem gleichnamigen Buch aufgezeichnet sind, kann man nicht wenig finden, was auf den Drachen Bezug hat9 . Ich übergehe auch die Stellen aus Ezechiel, wo der Prophet so redet, als hätte er „den Pharao“ oder „den Nabuchodonosor“ oder „den Beherrscher von Tyrus“ im Auge10 , ebenso die Stellen aus Jesaia, in welchen der König von Babylon beklagt wird11 . Hieraus könnte man gar manches über das Böse, über seinen Anfang und Ursprung lernen, und dass das Böse von einigen herrührt, die ihre Seelenschwingen verloren hatten S. 587 und dem gefolgt waren, der seine Schwingen zuerst eingebüßt hatte.
