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Celsus verspricht aber auch „ die Art und Weise der Weissagungen in Phönikien und Palästina angeben zu wollen, da er davon gehört und sie genau kennengelernt habe“ Wir wollen deshalb auch dies betrachten. Er macht zunächst die Bemerkung, „ es gebe mehrere Arten von Prophezeiungen“, ohne sie aber mitzuteilen; denn er konnte das gar nicht, sondern stellte es nur lügnerisch in Aussicht. Wir wollen aber sehen, welche Art er als „die vollkommenste bei diesen Leuten hier“ bezeichnet. Er sagt: „ Viele Leute ohne Ruf und Namen gibt es, die mit größter Leichtigkeit und aus ganz zufälliger Ursache teils in Tempeln, teils außerhalb derselben, einige auch bettelnd und Städte oder Kriegslager heimsuchend, sich so gebärden, als ob sie weissagen könnten. Ein jeder dieser Propheten pflegt die Worte im Munde zu führen: 'Ich bin Gott oder Gottes Sohn oder göttlicher Geist. Ich bin aber gekommen, denn schon bald geht die Welt zugrunde, und ihr, o Menschen, fahrt wegen eurer Ungerechtigkeiten dahin. Ich aber will euch retten; und ihr werdet mich mit himmlischer Macht wiederkommen sehen. Selig ist, wer jetzt mich ehrt; auf die andern alle, auch auf Städte und Länder S. 651 werde ich ewiges Feuer werfen, und die Menschen, welche die ihnen bevorstehenden Strafen nicht kennen, werden vergeblich bereuen und seufzen; jene aber, die mir Glauben geschenkt haben, werde ich ewig bewahren'“. Im Anschluß hieran sagt er: „ Wenn sie diese Dinge drohend vorgehalten haben, fügen sie der Reihe nach unverständliche, verrückte und ganz unklare Worte hinzu, deren Sinn kein Verständiger herausbringen könnte; denn sie sind dunkel und nichtssagend, geben aber jedem Toren und Betrüger in jeder Hinsicht eine Handhabe, das Gesagte so, wie er will, sich anzueignen.“
