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Wie nun diese eine Handlung, nämlich die Enthaltung vom Ehebruch, obwohl sie als einheitlich erscheint, doch sich als recht verschiedenartig erweist nach Maßgabe der verschiedenen Grundsätze und Beweggründe, so ist dies auch bei denen der Fall, die eine „Verehrung“ der Gottheit „bei Altären und Tempeln und Götterbildern nicht ertragen können“. Die Gründe, aus welchen „die Skythen oder die Nomadenstämme Libyens oder die S. 723 Serer, die keinen Gott verehren, oder die Perser“ diese Dinge verwerfen, sind ganz andere als jene, aus welchen die Christen und Juden sich einer solchen vermeintlichen Gottesverehrung enthalten. Denn keines der obengenannten Völker verabscheut Altäre und Götterbilder deshalb, weil es fürchtet, die Verehrung, welche der Gottheit gebührt, zu einem solchen so gestalteten Stoff abzulenken und herabzuziehen und zu erniedrigen; es verwirft sie auch nicht deshalb, weil es überzeugt ist, dass Dämonen in derartigen Göttergestalten und an solchen Orten wohnen, mögen sie nun durch gewisse Zaubersprüche da festgebannt sein oder auch sonst die Kraft gehabt haben, sich Plätze zu sichern, wo sie den Tribut der Opfernden lüstern entgegennahmen und unerlaubte Lust und unerlaubten [Verkehr] erjagen können. Christen und Juden aber1 :„Du sollst den Herrn, deinen Gott, fürchten und ihm allein dienen“2 ; ebenso an dieses: „Du sollst keine andern Götter außer mit haben“, und: „Du sollst dir kein Bild machen noch irgendein Gleichnis von allem, was im Himmel [oben] und was auf der Erde unten, und was unter der Erde im Wasser ist! Du sollst sie nicht anbeten, noch ihnen dienen“3 ; ferner auch an dieses: „Du sollst vor dem Herrn, deinem Gott, niederfallen und ihm allein dienen“4 und an mehrere andere ähnliche Worte, und gehen deshalb nicht nur „Tempeln und Altären und Götterbildern“ aus dem Wege, sondern sind auch bereit, wenn es sein muß, zu sterben, um nicht die Vorstellung, die sie von dem Gott des Weltalls haben, durch einen Frevel von solcher Art zu beflecken.
