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Ferner sagt der Jude des Celsus zu dem Heiland: „Wenn du das sagst, dass jeder Mensch, den die göttliche Vorsehung entstehen ließ, ein Sohn Gottes ist, was hast du dann wohl vor einem anderen voraus?“ Darauf erwidern wir ihm: Jeder ist „ein Sohn Gottes“, der nach dem Ausspruch des Paulus nicht mehr von Furcht getrieben wird, sondern das Gute um seiner selbst willen wählt.1 Zwischen dem aber, der wegen seiner Tugenden „Sohn Gottes“ wird und zwischen Jesus ist ein großer und weiter Abstand; denn dieser ist gleichsam Quelle und Ursprung solcher Kindschaft. Die Stelle bei Paulus lautet aber so: „Denn ihr habt nicht empfangen einen Geist der Knechtschaft wiederum zur Furcht, sondern ihr habt empfangen einen Geist der Sohnschaft, in welchem wir rufen: Abba, Vater“2. Einige aber - <oder3> S. 79 „Unzählige“, wie Celsus seinen Juden sprechen läßt -„werden dann auch gegen Jesus mit der Behauptung auftreten, dass die Weissagungen, die auf ihn bezogen würden, über sie ausgesprochen wären“. Wir wissen nun nicht, ob Celsus einige kannte, die, nachdem sie auf die Welt gekommen, solche Werke wie Jesus vollbringen und sich auch für „Söhne Gottes“ oder „Gottes Kraft“ ausgeben wollten.4 Da wir aber aus Liebe zur Wahrheit alle Angaben prüfen, so können wir erwidern: Vor der Geburt Jesu lebte unter den Juden ein gewisser Theudas, der sich „für einen Großen“ ausgab. Nach seinem Tode aber zerstreuten sich die von ihm Betrogenen.5 Und nach jenem, „in den Tagen der Schatzung“, damals, wie mir scheint, als Jesus geboren wurde, bewog ein gewisser Judas aus Galiläa viele mit ihm zum Abfall von dem Judenvolke, da er im Ruf eines weisen Mannes stand, der einige Neuerungen vornahm. Als auch ihn die Strafe ereilt hatte, ging seine Lehre zugrunde, und nur ganz wenige und ganz unbedeutende Leute blieben ihr treu.6
Nach den Tagen Jesu wollte Dositheus aus Samaria7 die Samaritaner zum Glauben bringen, dass er der von Moses angekündigte Messias8 sei, und schien auch einige durch seine Lehre gewonnen zu haben. Es dürfte hier aber ganz am Platze sein, den weisen Ausspruch des Gamaliel, den wir in der Apostelgeschichte lesen9 anzuführen und zu zeigen, dass sich die Weissagung nicht auf die genannten Personen bezog, da sie weder „Söhne Gottes“, noch „Kräfte Gottes“ waren, während dagegen der Christus Jesus in Wahrheit „Sohn Gottes“ war. Gamaliel sagte nämlich dort: „Denn wenn dieser Ratschluß und diese Lehre von Menschen ist, so wird sie zunichte werden“, wie auch die Werke der oben Erwähnten nach ihrem Tode zunichte wurden; „ist sie aber S. 80 von Gott, so werdet ihr dessen Lehre nicht zerstören können, um nicht gar als Widersacher Gottes erfunden zu werden.“10 Auch der Zauberer Simon aus Samaria wollte durch seine Zauberkünste Anhänger gewinnen.11 Und damals verstand er (manchen) zu täuschen; gegenwärtig aber beträgt die Zahl aller Simonianer, die man auf der ganzen Erde finden kann, nach meiner Meinung kaum dreißig12 und vielleicht ist diese Ziffer schon zu hoch gegriffen. Es gibt nur äußerst wenige in Palästia, auf dem übrigen Erdkreis aber, über den er seinen Ruhm ausbreiteten wollte, ist sein Name völlig unbekannt. Denn wo er bekannt ist, ist er nur aus der Apostelgeschichte bekannt, nur Christen sind es, die noch von ihm reden; und der Augenschein hat bezeugt, dass Simon nichts Göttliches war.