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Gar unvernünftig ist ferner diese Bemerkung des Celsus: " Welcher Gott oder Dämon oder vernünftige Mensch wäre wohl nicht, wenn er vorher gewußt hätte, dass ihm solches zustoßen würde, diesem ausgewichen, falls er wirklich dazu imstande gewesen wäre, anstatt dem zu verfallen, was er vorher erkannt hatte?" Auch Sokrates wußte ja, dass er den Schierlingsbecher trinken und S. 130 sterben mußte; er konnte, wenn er sich von Kriton hätte bestimmen lassen, aus dem Gefängnis entweichen und diesem Geschick entgehen. Aber er zog es vor, im Einklang mit seinen sittlichen Grundsätzen lieber zu sterben, wie es einem Philosophen geziemt, als im Widerspruch mit seiner Philosophie zu leben1. Auch Leonidas, der Feldherr der Spartaner, wußte wohl, dass er mit seinen Leuten bei Thermopylä alsbald fallen würde; er war aber nicht darauf bedacht, schimpflich zu leben, sondern sagte zu seinen Kampfgenossen: "Wir wollen frühstücken in der Überzeugung, dass wir unsere Hauptmahlzeit in der Unterwelt einnehmen werden."2 Wem daran liegt, solche Geschichten zu sammeln, der wird viele finden. Und ist es zu verwundern, wenn Jesus "in Kenntnis seiner künftigen Leiden diesen nicht ausgewichen, sondern dem verfallen ist, was er auch vorher erkannt hatte", da doch auch sein Jünger Paulus nicht anders handelte? Er hat Kenntnis "von den Leiden", die seiner warten, wenn er nach Jerusalem hinaufzieht und doch geht er den Gefahren entgegen und tadelt auch die, welche um ihn in Tränen zerflossen und ihn an der Reise nach Jerusalem zu hindern suchten3. Aber auch viele unserer Glaubensgenossen wußten, dass sie als Bekenner des Christentums sterben, als Verleugner aber freigelassen werden und ihren Besitz wieder erhalten würden; trotzdem achteten sie das Leben gering und zogen es vor, freiwillig für ihren Glauben zu sterben.
