Antwort
Jede Sünde muß dem Vorgesetzten angezeigt werden, entweder von dem Sünder selbst oder von Einem, der darum weiß, wenn sie dieselbe nicht zu heilen im Stande sind, wie von dem Herrn geboten ist. Denn eine Sünde, die verschwiegen wird, ist eine heimliche Krankheit der Seele. Wie wir nun nicht Den einen Wohlthäter nennen möchten, der das Übel in den Körper einschließt, sondern vielmehr S. 148 Denjenigen, der es durch Schmerz und Verwundung zu Tage fördert, damit das Schädliche entweder durch Erbrechen entfernt oder überhaupt durch Aufdeckung des Leidens die Art der Heilung erkannt wird; ebenso führt auch offenbar die Verheimlichung der Sünde für den Kranken den Tod herbei. „Denn der Nagel des Todes,“ sagt der Apostel, „ist die Sünde.“1 „Aber freimüthiger Tadel ist besser als verborgene Freundschaft.“2 Daher soll Keiner dem Anderen die Sünde verbergen, damit er nicht ein Brudermörder statt eines Bruderfreundes und nicht sein eigener Mörder werde. „Denn wer sich nicht selbst durch seine eigenen Werke heilt, der ist ein Bruder dessen, der sich selbst ins Verderben stürzt.“3
