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S. 43 1 Da wir durch die Gnade Gottes im Namen unsers Herrn Jesus Christus zusammengekommen sind, die wir uns einen gottseligen Wandel als ein und dasselbe Lebensziel vorgesetzt haben, und ihr deutlich zeigt, daß ihr Etwas für euer Seelenheil zu lernen begehrt, es mir aber obliegt, die Gerichte Gottes vorzutragen, Tag und Nacht der Worte des Apostels eingedenk: „Drei Jahre lang, Tag und Nacht habe ich nicht aufgehört, mit Thränen zu ermahnen einen Jeden von euch;“2 da ferner die gegenwärtige Zeit für uns die geeignetste ist und dieser Ort eine von dem äusseren Getümmel ganz ungestörte Ruhe und Muße gewährt, so lasset uns mit einander beten, auf daß wir unseren Mitknechten den zugemessenen Weizen spenden, ihr aber das Wort aufnehmet als das gute Erdreich und vollkommene und vielfältige Frucht bringet in Gerechtigkeit, wie geschrieben steht.3 Ich fordere euch nun auf bei der Liebe unsers Herrn Jesus Christus, der sich für unsere Sünden hingegeben hat, laßt uns doch einmal die Sorge richten auf unsere Seelen, laßt uns betrauern die Eitelkeit des früheren S. 44 Lebens, lasset uns kämpfen für die zukünftigen Güter zur Ehre Gottes und seines Gesalbten und des anbetungswürdigen und heiligen Geistes. Lasset uns nicht verharren in dieser Leichtfertigkeit und Lauheit, stets leichtsinnig die gegenwärtige Zeit vergeudend und den Anfang der Werke auf den morgigen und folgenden Tag verschiebend, damit wir später nicht von dem, welcher unsere Seelen fordert, leer an guten Werken gefunden und von der Freude des Brautgemachs ausgeschlossen werden und dann nicht vergebens und unnütz weinen und die schlecht verwendete Zeit beklagen, wann die Reue Nichts mehr frommt. „Jetzt ist die gnadenreiche Zeit,“ sagt der Apostel, „jetzt ist der Tag des Heils.“4 Dieses ist die Zeit der Buße, jenes die der Vergeltung; dieses die Zeit der Geduld, jene die des Trostes. Jetzt hilft Gott Denjenigen, die sich von dem bösen Wege bekehren, dann ist er ein schrecklicher und nicht zu täuschender Untersucher der menschlichen Handlungen, Worte und Gedanken. Jetzt genießen wir seine Langmuth, dann werden wir sein gerechtes Gericht kennen lernen, wann wir auferstehen, die Einen zur ewigen Strafe, die Andern zum ewigen Leben, und Jeder empfängt nach seinen Werken. Auf welche Zeit verschieben wir denn den Gehorsam gegen Christus, der uns zu seinem himmlischen Reiche berufen hat? Werden wir nicht zur Besinnung kommen, uns nicht von dem gewohnten Wandel zur Befolgung des Evangeliums zurückrufen? Werden wir uns nicht jenen schrecklichen und erhabenen Tag des Herrn vor Augen stellen, an welchem Diejenigen, welche wegen ihrer Werke zur Rechten des Herrn treten, das Himmelreich empfangen, die aber, welche aus Mangel an guten Werken zur Linken verstoßen werden, höllisches Feuer und ewige Finsterniß umgeben wird? „Da wird sein,“ heißt es, „Heulen und Zähneknirschen.“5
