Antwort
S. 153 Wie wir oben gesagt haben, muß der Vorgesetzte den Schwachen die Heilmittel ohne Leidenschaft beizubringen suchen. Ebenso müssen wiederum Diejenigen, welche geheilt werden, die Strafen nicht als Feindschaft aufnehmen und die Sorge, welche jener aus Barmherzigkeit zum Heile ihrer Seele anwendet, nicht als Tyrannei ansehen. Denn es ist schändlich, daß, während die Leibeskranken den Ärzten so viel Zutrauen schenken und sie, mögen sie schneiden und brennen und mit bittern Arzneien belästigen, für ihre Wohlthäter halten, wir gegen die Ärzte unserer Seelen, wenn sie uns durch eine strenge Lebensweise retten wollen, nicht die gleiche Gesinnung hegen, da doch der Apostel sagt: „Und wer ist, der mich erfreut, wenn nicht Derjenige, der durch mich betrübt ist?“1 Und ferner: „Denn siehe, eben Dieses, daß ihr in Gott wohlgefällige Traurigkeit versetzt wurdet, welch einen Eifer hat es bei euch bewirkt!“2 Daher müssen wir auf das Ende schauen und den für unseren Wohlthäter halten, der uns in eine Gott wohlgefällige Traurigkeit versetzt.
