Antwort
Auch Das muß nothwendig festgesetzt werden, daß die Enthaltsamkeit für die Kämpfer der Frömmigkeit zur Kasteiung des Leibes unentbehrlich sei. „Denn Jeder, welcher sich im Wettkampfe übt, enthält sich von Allem.“1 Damit wir aber nicht mit den Feinden Gottes übereinstimmen, die gebrandmarkt sind in ihrem Gewissen und sich deßhalb der Speisen enthalten, welche Gott (dazu) geschaffen hat, daß sie mit Dankbarkeit von den Gläubigen genossen werden, so müssen wir, wenn es sich gerade trifft, von jeder Speise genießen, um Denen, die es sehen, zu zeigen, daß den Reinen Alles rein und jedes Geschöpf Gottes gut und Nichts zu verwerfen, sondern mit Danksagung zu genießen sei. „Denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und das Gebet.“2 Übrigens müssen wir den Zweck der Enthaltsamkeit auch darin im Auge haben, daß wir von den geringeren und zum Leben nothwendigen Speisen nur nach Bedürfniß genießen und die schädliche Sättigung vermeiden, von zum Vergnügen bereiteten Speisen uns aber gänzlich enthalten. Denn auf solche Weise werden wir nicht allein die Leidenschaft der Wollüstlinge verbannen, sondern auch, soviel auf uns ankommt, die in ihrem Gewissen Gedrandmarkten heilen und uns selbst von dem zweifachen Verdachte befreien. „Warum denn,“ heißt es, „soll ich meine Freiheit von dem Gewissen eines Anderen richten lassen?“3 Die Enthaltsamkeit zeigt einen Menschen, der mit Christus gestorben ist und seine irdischen Glieder getödtet hat. Sie ist, wie wir S. 96 wissen, eine Mutter der Keuschheit, eine Spenderin der Gesundheit, welche die Hindernisse, an guten Werken in Christus Frucht zu bringen, in geeigneter Weise aufhebt. Denn nach dem Ausspruche des Herrn ersticken die weltlichen Sorgen, die Vergnügungen des Lebens und die Begierden nach sonstigen Dingen das Wort, so daß es keine Frucht bringt. Vor ihr fliehen auch die bösen Geister, indem uns der Herr selbst lehrte, daß diese Art (böser Geister) nur unter Gebet und Fasten ausgetrieben werde.
