Antwort
Da ein Gebot des Herrn, der uns überall an die Demuth gewöhnt, vorschreibt, auch bei Tische den letzten Platz einzunehmen, so muß Derjenige, der Alles dem Gebote gemäß zu thun sich bestrebt, auch dieß Gebot nicht vernachläßigen. Haben wir Weltleute bei Tische, so müssen wir ihnen darin ein Beispiel geben, sich nicht zu überheben und den ersten Platz zu suchen. Wo aber Alle dasselbe Ziel haben, bei jeder Gelegenheit einen Beweis ihrer Demuth zu geben, da steht es freilich einem Jeden zu, nach dem Gebote des Herrn den letzten Platz einzunehmen; dagegen ist es verwerflich, wollte man sich darum zanken und drängen, weil es die gute Ordnung störte und Lärm verursachte. Will aber Keiner nachgeben, so macht der Kampf darum uns Jenen gleich, welche sich um die ersten Plätze zanken. Daher müssen wir auch hier mit Umsicht Das einsehen lernen und thun, was sich für uns geziemt, und die Anordnung der Sitze dem Wirthe überlassen, wie denn auch der Herr voraussetzte und sagte, die Anordnung derselben komme dem Hausvater zu. Denn auf diese Weise werden wir sowohl einander in Liebe ertragen und Alles mit Anstand und Ordnung thun, als auch nicht durch anhaltendes und heftiges Sträuben vor der Menge zeigen und vor ihr prahlen, wir übten die Demuth, um uns beim Volke in Gunst zu setzen, sondern wir werden vielmehr aus Gehorsam die Demuth üben. Denn der Widerstreit ist S. 103 ein größerer Beweis des Stolzes als das Einnehmen des ersten Platzes, wenn wir ihn auf Befehl einnahmen.
