3.
Es dürfte notwendig sein, zu dem bereits Gesagten folgendes beizufügen, nämlich, daß die Güter, welche den Guten in Aussicht stehen, von der Art sind, daß sie sich nicht in Worten schildern ließen. Wie sollte dies von dem möglich sein, was „kein Auge gesehen, kein Ohr gehört und was in keines Menschen Herz eingedrungen ist“ (1 Kor. 2, 9)? Aber auch das qualvolle Leben der Gottlosen im Jenseits ist nicht mit irgend etwas von dem gleichbar, was hienieden Schmerz bereitet. Denn wenn auch die eine oder andere der dortigen Strafen mit Namen aufgeführt werden, welche hienieden gebräuchlich sind, so ist der Unterschied doch nicht gering. Denn wenn du vom Feuer hörst (Matth. 3, 10), so wirst du an ein anderes als an das irdische denken müssen, dadurch belehrt, daß jenes eine gewisse Eigenschaft besitzt, die dieses gewöhnliche nicht hat. Jenes nämlich erlischt nicht, für dieses aber hat man durch die Erfahrung viele Löschmittel entdeckt; zwischen Löschbarem und Unlöschbarem ist S. 85 aber ein großer Unterschied; folglich ist das jenseitige Feuer ein anderes als das diesseitige. Ebenso wenn du von einem Wurm hörst (Is. 66, 24), so darfst du wegen des gleichen Namens mit deinen Gedanken nicht auf das irdische Tierlein verfallen. Denn der Zusatz, daß er nicht stirbt, gibt uns sofort die Gewißheit, daß derselbe eine andere Natur habe wie der Wurm auf Erden.
Da nun dies für das künftige Leben in Aussicht gestellt ist und je nach der freien Willensentscheidung eines jeden gemäß dem gerechten Urteil Gottes in entsprechender Weise dem Erdendasein zuwächst, so wird es der Weise für notwendig erachten, seinen Blick nicht auf die Gegenwart, sondern auf die Zukunft zu richten und in diesem kurzen und hinfälligen Leben den Grund zu unaussprechlicher Seligkeit zu legen und durch einen guten Willen der Berührung mit dem Bösen zu entrinnen, und zwar mit dem Bösen sowohl, wie es jetzt im Leben droht und wie es nachher bei der Wiedervergeltung verhängt wird.