2.
Dagegen glaube ich, daß man vor allem seinen Geist von fleischlicher, niedriger Auffassungsweise S. 28 losmachen und das Gute an und für sich samt seinem Gegensatz untersuchen muß, um die Merkmale zu finden, welche jedes von beiden aufweist. Wie ich nämlich glaube, wird niemand den Satz bestreiten, Schande bringe seiner Natur nach lediglich das Schlechte, keineswegs aber das Nicht-Schlechte, ferner alles, was keine Schande bringt, sei etwas wahrhaft Gutes ohne jeden Beigeschmack des Gegenteils; für Gott schickt sich wieder gewiß alles, was zum Bereiche des Guten gehört. Daher müssen die Gegner entweder beweisen, etwas Schlechtes sei die Geburt, die Ernährung, das Wachstum, die Entwicklung der Natur bis zur Mannesreife, das Kosten des Todes, die Rückkehr aus dem Tode, oder aber sie müssen, wenn sie zugestehen, diese Dinge seien unmöglich als schlecht zu bezeichnen, notwendig auch zugeben, daß sie, eben weil sie nicht schlecht sind, auch keine Schande bringen können. Wenn nun aber das, was von aller Schlechtigkeit und Schändlichkeit weit entfernt ist, unabweisbar als gut angesehen werden muß, wie können sie dann jene wegen ihrer Unvernunft nicht anklagen und bedauern, welche die Behauptung aufstellen, für Gott gezieme sich das Gute nicht.